Grüntal-Ultra - laufkultur.de

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Veni, vidi, Zweiter!
Mein Ausflug in die Welt der Mehrtagesläufer
Eigentlich war ich nur auf der Suche nach stattfindenden Veranstaltungen, um mich über deren Hygienekonzepte zu informieren...

Ich entdeckte den Grüntal-Ultra, noch nicht ausgebucht, in gut 1 1/2 Stunden anzufahren und in 4 Tagen stattfindend. Bei letzterem musste ich erst einmal den Kalender zücken, denn der Renntermin war tatsächlich ein Donnerstag. Doch genau dieser Donnerstag passte mir ganz gut in den Kram und schon war ich angemeldet.

Wer sich ins Grüntal nahe Freudenstadt begibt, sollte sich bewusst machen, dass er dann eine vielleicht neue, zumindest aber andere Welt betrifft. Organisator Thomas Dornburg hat das Erbe von Ingo Schulze angetreten, dem dt. Pionier des Etappenlaufs. Ingo hat den Trans-Europalauf ebenso aus der Taufe gehoben wie den Deutschlandlauf, dazu mehrere kleinere Etappenläufe. Selbst beim bescheidenen Grüntal-Ultra über 50 km macht sich dies bemerkbar. Das Klientel der Teilnehmer generiert sich aus dem Dunstkreis der Etappenläufer, dieses Mal garniert mit Typen wie mir, die einfach nur die Gelegenheit suchen, mal wieder Wettkampfluft zu schnuppern.

Trotz kurzer Anreise bin ich schon am Vorabend vor Ort und habe so die Gelegenheit, Stefan Schlett kennenzulernen, einen bekannten dt. Extrem-Ausdauersportler und natürlich Thomas, den Organisator der Veranstaltung.
Das Rennen
Ein Hygienekonzept bei einem Ultralauf wie diesem auch umzusetzen, ist nicht wirklich schwierig. Weder Gedränge vor dem Start, an der Startlinie und schon gar nicht im Ziel. Das erreichen die Finisher in großen Abständen und es gehört schon mächtig viel Geduld dazu, sollte der Sieger auf den letzten eintreffenden Athleten warten wollen.

Pünktlich schickt uns Ingo Schulze auf die Strecke und nach wenigen Schritten hat sich das Feld formiert. Vorjahressieger Jochen Gehrmann zieht einsam vorneweg, gefolgt von einem sich ständig neu formierenden Verfolgerquartett, bestehend aus Dominik, Andreas, Wolf und mir. Ich halte mich zumeist an Andreas, meinem konstantesten Teilnehmer am Runmob, Dominik schießt gelegentlich an uns vorbei, um an den Steigungen wieder überholt zu werden, Wolf zuckelt hinterher, allerdings zu keiner Zeit den Kontakt zu uns verlierend.

59 Min. benötige ich für die 12,6 km lange 1. Runde, viel zu schnell, habe ich im Vorfeld doch keinerlei Rücksicht auf das anstehende Rennen genommen und die vergangenen Tage immer Sport getrieben, zu viel für heute?

An der Verpflegung nach Runde 1 spurtet Wolf ohne Stopp an uns vorbei, auch Dominik ist voraus; ich bleibe also beim konstant zu hohem Tempo und versuche, den Anschluss nicht zu verlieren. Auch Andreas hält dagegen und nach einigen Kilometern ist die ursprüngliche Reihenfolge wieder hergestellt. Die hält sich, bis sich bei km 21 meine Verdauung heftig bemerkbar macht. Der nötige Sprung in die Büsche, kostet mich rund 2 Minuten und vorerst den Platz auf dem Podest. Erleichtert mache ich mich auf den Weg, den Rückstand von gut 400 Metern Schritt für Schritt wieder zu verkleinern. Kurz vor Ende der 2. Runde stelle ich Andreas, von Wolf ist nichts zu sehen, der ist fürs erste enteilt.

Den entdecken wir erst, als er bereits in die 3. Runde startet, während wir erst die Verpflegung nach der 2. Runde erreichen. Mein Boxenstopp fällt entsprechend kurz aus, ab jetzt mache ich mich alleine an die Verfolgung von Wolf. Bis km 8 geht es fast nur bergan, meist moderat mit kleinen Rampen, garniert mit einem längeren Steilstück, das von Runde zu Runde mehr in die Beine geht. Dort sehe ich auch zum ersten Mal Wolf wieder vor mir und nutze die folgenden weiterhin ansteigenden Kilometer, um mich Schritt für Schritt heranzusaugen. Kurz vor Erreichen des Zenits bin ich dran, schiebe mich vorbei, halte kurz inne und überlege, ob ich jetzt Gas geben soll oder die Entscheidung auf die letzte Runde verschieben.
Die Entscheidung
Ich entscheide mich für den mutigen Weg und erhöhe wieder das Tempo. Meine Taktik scheint aufzugehen, den es gelingt mir Schritt für Schritt, Wolf zu distanzieren. Gefälle ist nun nicht mein Lieblingsterrain, trotzdem mache ich Boden gut und davon so viel, dass ich nach der letzten Verpflegung schon wieder außer Sichtweite bin, bevor Wolf seine 3. Runde vollenden kann.

Trotzdem fühle ich mich nicht wirklich sicher. Ich spüre, dass ich den hinter mir liegenden 3 Runden Trbut zollen muss, mein hohes Tempo nicht mehr halten. Ich kann also Wolf nur auf Distanz halten, wenn es ihm ähnlich geht wie mir. Mit dieser Ungewissheit versuche ich, auf den ersten beiden Steigungsdritteln möglichst alles zu geben. Erst jetzt, wo ich immer noch keinen Verfolger entdecken kann, werde ich ein wenig entspannter und gehe im Downhill nicht mehr volles Risiko.

Doch die Strecke zieht sich. Kaum zuglauben, dass es sich 4 Mal um die gleiche Runde handelt. Was ich gefühlt 3 Runden lang spielend zurückgelegt habe, zieht sich auf der letzen Rnde plötzlich wie Kaugummi. Trotzdem liegt irgendwann das Grüntal vor mir. Ein letzter steiler Downhill in den Ort, zwei Linkskurven und das Ziel ist erreicht. Aus 59 Minuten für Runde 1 wurde in der letzten satte 10 Minuten mehr. Jochen ist da schon eine Viertelstunde im Ziel.

5 Minuten nach mir erreicht auch Wolf das Ziel, dicht gefolgt von Dominik, der noch einmal mächtig Gas gegeben hat auf der letzten Runde. Andreas wird 5. 1 Stunde nach dem ersten Mann erreicht mit Diana auch die erste Frau das Ziel.

Fazit: Es hat Spaß gemacht, endlich mal wieder einen Hauch von Wettkampfluft zu atmen. Und da ich die kleinen, heimeligen Veranstaltungen ja sowieso gut leiden kann, fühlte ich mich im Grüntal wirklich gut aufgehoben. Allerdings ist mir der Reiz am Etappenlauf noch immer verborgen geblieben... ich bin einfach froh, wenn ich zwischendurch die Beine hochlegen kann.
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