Dirndltal Extrem Ultramarathon 2012
Hammerendspurt
up and down
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Im Ziel.
Der Abstieg
Die 10 km bis zum nächsten
Checkpoint geht es nur bergab. Ich laufe auf einen Staffelläufer auf, der
kurz vor mir die Versorgungsstelle verlassen hat. Er wandert. Ein längerer
Umweg zum Hohenstein hat ihm nicht nur Kraft, sondern vor allem Moral
geraubt. Kurz vor mir beginnt er wieder zu laufen. Ein paar aufmunternde
Worte beim Überholen spornen ihn zusätzlich an. Zwar entsteht eine Lücke,
doch er klemmt sich hinter mich. Im Tal angekommen überholt er mich wieder.
Aber auf ihn wartet ja auch schon das persönliche Ziel und die
Staffelübergabe. ich freu mich, dass er wieder in Schwung kommt, lasse
irgendwann selbst abreißen.
Schrammbach
Da gehts lang!
Nach Asphalt kommt Fahrweg...
Nach Fahrweg kommt Trail. Klasse!
Es wird dunkel... bedrohlich dunkel!
Regen... Gewitter... Sturm
Während die Staffeln in Schrammbach ihren letzten
Wechsel haben, muss ich noch weiter. 28 km liegen noch vor mir. Je nach
Betrachtungsweise "ein Klacks" oder "noch ziemlich viel"! doch die
schwierigsten Abschnitte liegen hinter. Von Schrammbach aus darf ich erst
mal lange Asphalt treten... immer leicht bergan. Doch irgendwann zweigt der
Weg ab und es geht wieder ins Gelände. Schön. Nicht sehr schön entwickelt
sich dagegen das Wetter. Im Wald ist es schon richtig dunkel. Sogar die
weißen Trassierbänder bilden keinen rechten Kontrast mehr zu den
Baumstämmen.
Dann zucken die ersten Gewitter um mich herum. Leichter
Regen setzt ein, Wind kommt auf. ein Unwetter braut sich über mir zusammen.
Immer dunkler wird es, Blitze im Sekundentakt aus allen Richtungen und der
Regen wird auch immer stärker.
War ich bislang wegen der fast tropischen Bedingungen
nass von oben bis unten, übernimmt das nun der Regen. Zum Glück ist er nicht
kalt. So lässt es sich trotz allem noch gut laufen.
Der Checkpoint 9 hat sich in eine Garage geflüchtet.
Vorüber gehendes Aufklaren.
Auf dem Kaiserkogel laufe ich auf Sonja auf. Bis zum Ziel liegen dann 20
Minuten zwischen uns.
Hier ists vorübergehend trocken...
9 Minuten später sieht es dann schon wieder so aus!
Am Checkpunkt 9 lege
ich eine kleine Pause ein, nutze die Gelegenheit, mir eine Jacke über zu
ziehen. Denn der Wind ist doch phasenweise recht kühl. Und gerade als ich
wieder starten will, kommt der nächste Läufer an... ein blick auf die
Startnummer... 13... ohne "d". Mein Verfolger läuft also gerade eben zu mir
auf. Jetzt heißt es:
Nix wie
weg!
Beim ersten Linksknick
von der Straße ab werfe ich einen kurzen Blick hinter mich. Verdammt... mein
Verfolger hat nur eine ganz kurze Pause eingelegt und ist nur knapp hinter
mir. Jetzt heißt es laufen, laufen, laufen... verdammt schnell laufen!
Die Devise ist klar.
Nur nicht zu mir auflaufen lassen. Und das Gelände nutzen, um Sichtkontakt
zu vermeiden. Denn an einen Gegner, den man sieht, kann man sich
heransaugen. Doch ein Konkurrent, den man nicht sieht, ist immer eine
Bedrohung.
Der letzte Checkpoint. Noch knapp 10 km!
Die letzten Kilometer führen über Asphalt!
Den letzten Checkpoint
will ich verlassen, bevor mein Verfolger diese erreicht. Das gelingt mir.
Ich bleibe außer Sichtweite. Doch sicher fühlen kann ich mich nicht.
Allerdings habe ich noch Energie und fühle mich frisch. So kann ich den
letzten Abschnitt bis ins Ziel so schnell laufen wie niemand anders im Feld,
sogar schneller als der Sieger.
Die letzten Hügel, der
letzte Ort vor dem Ziel, die letzte Kurve bis Ober-Grafendorf. Von dort aus
sind es noch 3,5 km, zeigt mir meine Uhr an. Ich gebe noch einmal mächtig
Gas. Kaum zu glauben, dass ich nach mehr als 100 km noch dieses Tempo gehen
kann. Irgendwann drehe ich mich um. Niemand ist hinter mir zu sehen. Da weiß
ich, dass mir niemand mehr meinen dritten Rang streitig machen kann.
Das letzte Tageslicht.
Entspannt und locker
laufe ich in Ober-Grafendorf ein. Ein paar Kurven noch, dann sehe ich das
Ziel vor mir. Meine Faust ballt sich... geschafft!
Unglaublich, aber
wahr. Ich werde unter 15 Stunden bleiben... nur 2 Läufer sind vor mir im
Ziel, ich stehe also auf dem Podium. Das alles geht mir auf der Zielgeraden
durch den Kopf. Dann sehe ich meine Tine. Sie ist schon hier, eher zufällig.
Denn mit meiner letzten sms vom Checkpunkt 9 habe ich mich erst eine halbe
Stunde später angemeldet. Dass ich so schnell hier sein werde, hätte ich nie
und nimmer erwartet.
Zieleinlauf!
Der Eindruck täuscht. Der entspannte Gesichtsausdruck ist den Endorphinen
geschuldet.
In Wirklichkeit gehts mir eher so: "Flasche(n) leer!"
Nasse, eklig stinkende
Klamotten ausziehen, frische anziehen, hinsetzen, trinken, fast am Tisch
zusammen brechen. Jetzt schlägt die Erschöpfung dann doch durch. Das Rennen
war eines der Härtesten, die ich bislang absolviert habe. Vor allem die
letzten 20 km, als ich einen Verfolger hinter mir wähnte (im Ziel hatte ich
dann doch 5 Min. Vorsprung) hatten es in sich. Auf dem regendurchweichten
Geläuf habe ich gekämpft wie noch nicht oft vorher. Und auf den letzten
Kilometer konnte ich dann noch mal den "Ausdauer-Turbo" zünden.
Und es hat sich
gelohnt... Platz Drei gehört mir.
Siegerehrung
Am nächsten Morgen um
10 Uhr ist Siegerehrung. Von den 42 gemeldeten Einzelstartern sind 40 auch
gestartet und 30 ins Ziel gekommen. Eine beachtliche Zahl angesichts der
harten Bedingungen. Der Sieger, Hermann Prokesch benötigte 12 1/2 Stunden,
der letzte Läufer erreicht das Ziel nach mehr als 24 Stunden.
Medaillen für die Einzel- und Staffelläufer.
Und ein Finisher-Shirt für Alle, die das Ziel erreicht haben.
Run auf die Ergebnislisten.
Rang 3 für den Ultra-Habicht (14:54)!
Karl wird Zweiter (14:09).
Und der Sieg geht an Hermann Prokesch (12:27).
Hier steht es "blau-auf-weiss"
Das Podium.
Und jetzt komplett mit den siegreichen Damen!
Fazit:
Eine mehr als
gelungene Premiere. Der Lauf hat Zukunft! Und nächstes Jahr bestimmt mehr
Teilnehmer. Im Vergleich zum Chiemgauer ists im Dirndltal wohl nicht ganz so
viel Trail, aber nicht wirklich leichter. Im Gegenteil... die langen, nur
mäßig steigenden Asphaltpassagen haben es in sich. Eisenstein und
Sonnenstein haben es auch in sich, vor allem, wenn es so heiß ist wie an
unserem Wochenende. Kein Wunder, dass auch viele Staffelläufer mit
Trinkrucksack unterwegs waren.
Ich bin "official finisher"!
Ob ich nächstes Jahr
wieder komme? Gerne! Bis dahin...
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