Brocken Challenge 2012
Laufen im Gefrierschrank
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Von Eisbärten und einem Hauch Sonne
„Übermenschliche Anstrengungen
sind einen Dreck wert, solange sie nicht zu Resultaten führen.“
Ernest Shackleton
(1874−1922)
Frank und der NDR
14. Dezember 1911 -
Antarktis - Südpol
Am 14. Dezember 1911 erreichte Roald Amundsen als erster Mensch den Südpol.
Am 29. März 1912 hinterließ der sterbende Robert Falcon Scott seinen letzten
Tagebucheintrag: " Um Gottes Willen, kümmert euch um unsere Leute."
Sicher hinkt der Vergleich der
Geschehnisse 2012 am Brockengipfel mit den Geschehnissen vor 100 Jahren.
Doch am Morgen des 11. Februar 2012 machen sich wohl Alle Gedanken, ob ihre
Ausrüstung und Energie den Anforderungen des heutigen Tages gewachsen sein
würde.
13 Grad unter Null am Start, genau
wie im Ziel auf dem Brocken, dazwischen 80 km und 1900 Steigungsmeter.
Eine schnelle Strecke war angekündigt, dafür Wind auf dem Brocken, der die
Kälte noch bissiger machen sollte.
Da musste sich jeder zurecht
fragen, wie er sich für das Rennen, aber auch für einen möglichen Unfall
oder Kräfteeinbruch rüsten wollte.
ASchu beim obligatorischen Briefing, wie
immer mit feinsinnigem Humor - Danke!
Immer mit dabei, das Filmteam des NDR.
Währenddessen ist am Startort beim Alten Tanzsaal schon alles gerichtet.
Das Startgelände (noch friedlich am Vortag)
Zwischen Briefing und Abendessen
gilt es Quartier zu machen. Für uns sind Räume der Reithalle geheizt und im
nahen Jägerhaus gibt es ebenfalls Schlafplätze. Wie 2010 schlafe ich in der
Reithalle.
Die Reithalle, unser Quartier für die kommenden zwei
Nächte.
Stefan beim Nachtlager.
Eine kurze Nacht später: Während Friederike und Bill schon
fast startklar sind, hängt meine Startnummer noch am Haken. So spät wie
möglich nach Draußen, lautet meine Devise. Doch irgendwann muss er kommen,
der Gang nach Draußen.
Friederike packt zusammen...
Bill ist startklar...
nur meine Nummer hängt noch am Haken: "kalt - hart - schön" titulierte
Günter die Brocken Challenge. Jetzt ziert sein Spruch unsere Startnummer.
12. Februar 2012 -
Göttingen - Hainholzhof
Ich bin pünktlich Draußen. Dass
Markus trotzdem um 3 Minuten verspätet den Start frei gibt, liegt einfach
daran, dass niemand bereit ist, aus dem kalten Tanzsaal an die noch kältere
Startlinie zu treten. Doch alles zaudern hilft nix, wir gehen auf die
Strecke.
Niemand will aus dem Tanzsaal hinaus zu
Väterchen Frost.
So schickt uns Markus 3 Minuten verspätet
auf die Strecke.
Unterwegs!
Fackeln und das spärliche Licht der Stirnlampen weist uns den Weg.
Von nun an hätte
ich 80 km und rund 150 Bilder Zeit, vom Kampf gegen die Naturgewalten, vom
unbändigen Willen und den bezwungenen Widrigkeiten zu schreiben. Einen
echten Helden könnte ich aus mir machen, leidensfähig, willensstark und
zielfixiert. Meinen Bericht "pimpen" nennt man das heute wohl. Doch wer mich
kennt, weiß, das mir so etwas nicht liegt. Ich suche eher das Poetische und
Schöne, denn das martialische am Lauf. Ich bin kein Held, eher Pragmatiker,
kein Amundsen und schon gar kein Scott, wenn dann schon eher ein Shackleton.
„Schwierigkeiten
sind letztlich nur Dinge, die überwunden werden müssen.“
Ernest
Shackleton (1874−1922)
Und so gehe ich die Challenge wie
schon vor zwei Jahren eher bedächtig an, lasse die gut 30 Stürmer vor mir
ihrer Wege ziehen, wohl wissend, dass ich den einen oder anderen von ihnen
im "Entsafter" wieder einsammeln werde.
Schon nach wenigen Kilometern vom Frost
gezeichnet. (Selbstporträt)
"Hüte Deinen Bart wie Deinen besten Hund!"
sibirische Lebensweisheit
"Hüte Deinen Bart wie Deinen besten Hund" lautet eine
Lebensweisheit sibirischer Ureinwohner. Und so ziert heute zwar kein
wuchtiger Oberlippenbart mein Gesicht, doch ein kratziger 5-Tage-Bart sorgt
unter meiner Sturmmaske für das nötige Wärmepolster, um trotz eingefrorener
Maske auf der Haut für wohlige Wärme zu sorgen.
Eine Laufbrille mit Klargläsern (getönte Scheiben zum
Wechseln im Rucksack), drei ausgewählte Lagen Oberbekleidung, eine Wind
abweisende Überhose, sorgfältig ausgesuchte Laufschuhe mit griffigem Profil
und schützendem Obermaterial, dazu Gator, ergänzen meine Ausrüstung. Eine
isolierte Trinkflasche steckt verpackt im Rucksack. Trinkschläuchen, egal
wie gut isoliert, finden heute nicht mein Vertrauen.
Dagmar und Frank "Old Shatterhand", beide in der Vorbereitung für die
Atacama-Crossing sind heute meine treuen
Begleiter auf den ersten 42 Kilometern.
Schnell bin ich bei km
11, der ersten Verpflegung in Landolfshausen. Mittlerweile ist es schon
recht hell, meine Stirnlampe weg gepackt. Ich habe Hunger.
Die erste Verpflegung erreichen wir im Morgengrauen. Hier ist der Tee noch
heiss.
Ich mache mich auf den Weg,...
...während sich Frank dem Interview des NDR stellt.
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