Der Rennsteig-Supermarathon - Matsch, Pfützen,
Nebel, Sonne und ein DNF bei Km 53? |
Wer ist eigentlich der Namensgeber des Rennsteiglaufes?
Johann Christoph Friedrich GuthsMuths - geboren am 9. August 1759
hätte er dieses Jahr seinen 250. Geburtstag gefeiert. Er war zu Goethes
Zeiten ein bekannter Pädagoge, schrieb bereits 1793 das Buch: "Gymnastik für
die Jugend" und zählt somit zu den "Pionieren der Körperertüchtigung"!
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Neblig wurde es zeitweise, die Sonne
verdunstet den nächtlichen Niederschlag
Bleiben wir noch ein wenig beim Namenspatron des
Rennsteiglaufes. Seine damals aufgestellten Lauf-Regeln sind wohl nur zum
Teil heute noch gültig:
Man gehe stufenweise, wie bey allen Uebungen.
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Man nehme
kühle Tage.
-
Man lasse
die Oberkleider vor dem Beginn der Uebung ablegen, und
nach ihrer Beendigung wieder anziehen. Daß man mit
offener Brust, und ohne Kopfbedeckung laufe, versteht
sich von selbst.
(Offensichtlich war diese Uebung nicht für Frauen
geschrieben)
-
Man
beobachte die Läufer und lasse jeden aufhören, so bald
sich stärkere Erhitzung zeigen will, und der Odem zu
kurz wird. Nimmt man diese Regel zur Grenze, so ist
durchaus nichts vor dem längsten Laufen zu befürchten.
-
Nach der
Uebung gehen die Läufer 10 bis 15 Minuten, erst stärker,
dann langsamer umher.
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Zuschauer finden nu wenige zugängliche
Stellen an die Strecke. Ihre fehlende Masse macht die Klasse dagegen wieder
wett.
13,6 km gibt das Schild bis zum großen Inselsberg an.
Dort haben wir zunächst mal die Höhe geschafft, wer aber glaubt, der Weg
danach wäre ein Spaziergang, der irrt. Zunächst einmal bleibt es nasskalt
und neblig. Offensichtlich bin ich heute ein wenig verfroren, die Kälte
stört mich. Überhaupt fühle ich mich nicht 100 % wohl, vielleicht ist das
frühe Aufstehen daran schuld.
Nasskalt bleibt es, ich lenke mich durch
Unterhaltungen ab, unter anderem mit dieser netten Läuferin.
Ich kompensiere mein schlechtes Körpergefühl mit
zahlreichen Gesprächen. Am Rennsteig geht es meist nur an der Spitze zur
Sache. Hinten im Feld ist jederzeit ein kleines Pläuschchen möglich,
zumindest wenn die Kraft dafür noch reicht. So plapper ich mich von
Kilometer zu Kilometer.
Nur meine Unterhaltung mit Gerhard Börner demoralisiert
mich ein wenig. Eigentlich wollte ich ihn zur Grand Raid du Mercantour
befragen - er dürfte einer der wenigen Deutschsprachigen sein, die
diesen ultraharten Trail schon gemeistert haben, doch uns bleiben nur
Spekulationen, ob der Lauf angesichts der noch winterlichen Bedingungen in
den Hochalpen überhaupt stattfinden kann.
Die D.U.V.-Fördergruppe unterwegs: Carmen
Hildebrand
Vom Grand Raid zum UTMB, vom UTMB zu Carmen Hildebrand
und - wenn man vom Teufel spricht - schon leuchtet uns das weiss-rote Dress
der D.U.V.-Fördergruppe entgegen. Im Trikot steckt natürlich... Carmen,
obwohl etwas hölzern auf den Beinen doch gut gelaunt. Den Grund erfahren wir
schnell. Sie war erst vergangene Woche bei den 24 Stunden von Basel am
Start. Mein Blick heute in die Ergebnisliste besagt, sie gewann überlegen
die Damenkonkurrenz, hätte in einer gemischten Wertung sogar mit knappem
Rückstand Platz 4 belegt. Verständlich, dass sie es heute langsam angehen
lässt.
Vorne links, Carmen Hildebrand, mit 207,39
km aus der Vorwoche in den Beinen
Carmen schickt uns weiter, sie will keine Zuschauer bei
ihrem Leiden und so setze ich mich an der nächsten Verpflegungsstelle nach
einem Becher warmen Schleims nach Vorne ab.
Schleim, hier in der heidelbeerigen
Variante, geliebt oder gehasst, die Geschmäcker sind eben verschieden.
Sanft aber stetig geht es bergauf, als letzter
Versorgungspunkt vor dem großen Inselsberg wartet Dreiherrenstein auf mich.
Mittlerweile lässt es sich leichter laufen, das Feld hat sich gestreckt, die
schlammigen Stellen werden seltener. so komme ich gut vorwärts.
Der WSV Brotterode begrüßt uns an der
Versorgungsstelle Dreiherrenstein
Nicht nur die wichtige Verpflegung begrüßt uns an diesem
sagenumwobenen Ort. Auch ein typische Rennsteigoriginal hat sich hier
postiert. Mit weithin schallendem klang aus seinem Horn begrüßt er alle
ankommenden Frauen, bei mir ist es wohl gerade Nr. 37! Bis ins Ziel werde
ich dann noch ein Dutzend überholen.
Dieses Thüringer Original begrüßte jede
Läuferin mit einem "Stoß ins Horn"
Dreiherrenstein
Seinen Namen verdankt der Ort dem
Zusammentreffen dreier Ländergrenzen. Preußen, Sachsen-Meiningen und
Schwarzburg-Sondershausen. Zahlreiche Sagen erzählt man sich über diesen
Ort. Eine "gottlose" Stadt soll hier versunken sein, nur ein Stein, der
Dreiherrenstein schaut noch hervor.
Verwunderlich sind die Geschichten nicht, heißt
die den Stein umgebende Wiese im Volksmund doch "Uffn Pfnuschel", also
Morast.
Insgesamt gab es aber entlang des Rennsteiges
wohl 13 dieser "Dreiherrensteine", die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert
haben, also teilweise schon 500 Jahre alt sind.
Mehr über die
Dreiherrensteine |
Ich überhole die Startnummer 1. Üblicherweise ist diese
Nr. ja dem Vorjahressieger vorbehalten, nicht beim Rennsteiglauf. Viele
Teilnahmen, eine frühe Anmeldung und ein bisschen Glück bescheren hier die
begehrte Startnummer, naja, da werde ich wohl nicht so schnell zum Zuge
kommen, für Jürgen Herrmann müsste es der 32. Start gewesen sein. Tradition
ist eben ein Markenzeichen hier!
Empfang der nächsten Dame; Jürgen Herrmann
trägt heute die Startnummer 1
Mittlerweile haben wir das Naturschutzgebiet um den
großen Inselsberg erreicht. Hier ist es neblig, selbst der Turm ist kaum zu
erkennen. Schade, aber nicht zu ändern. Also geht es weiter, über die meines
Erachtens schlimmste Teilstrecke des Rennens. Erst ein paar Holzstufen, die
mich nicht wirklich stören, doch dann folgt ein steiles Stück bergab über
eine holprige und leicht glitschige Asphaltstrecke. Hier ist Vorsicht
geboten, vor Stürzen und vor einer Überlastung der Muskulatur. Es tut weh,
ständig in die Schuhspitzen zu rutschen.
Der Nebel wird dichter, der guten Laune des
Streckenpostens tut das keinen Abbruch
Der Große Inselsberg ist nahe, für Viele der
erste große Fixpunkt
Km 25: Der große Inselsberg; leider ist
davon kaum etwas zu sehen
Auf dem Inselsberg befindet sich auch ein Gedenkstein zu
Ehren von Karl Volkmar Stoy.
Karl Volkmar Stoy
Er war ein bedeutender Pädagoge im 19.
Jahrhundert. Neben der Einführung des heute bei allen Schülern beliebten
Wandertags ( 1853 wanderte er von Jena aus mit seinen Klassen auf den
Inselsberg) forderte er schon damals das Duale System, die schulische
Bildung neben der betrieblichen Ausbildung.
In seiner Privatschule drückten u. a. die
Verlegersöhne Hans Heinrich Reclam und Rudolf Brockhaus die Schulbank.
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Vom Großen Inselsberg zur Ebertswiese |