Ein Laufberichterstatter hat es schwer. Erst muss er sich viele Stunden
über leichtere oder anspruchsvolle Strecken quälen und steht dann vor der
Aufgabe, daraus auch noch einen interessanten Bericht zu stricken.
Und was berichtet er über einen Marathon,
über den er schon einmal berichtet hat? Was ist, wenn Nagelfluh, Profil und
Co. schon ausgiebig beschrieben sind? (siehe
Bericht vom
Jahr 2008)
Berichtet er von einem traumhaften Lauftag in
einer herrlichen Bergwelt? Macht er sich da nicht unglaubwürdig, weil er
erst vor einer Woche das Gleiche aus Davos geschrieben hat? Aber was ist,
wenn es tatsächlich so passiert ist?
Das herrliche Wetter nutzten nicht nur wir
Läufer.
Aus familiären Gründen machte ich mich
mal wieder mitten in der Nacht auf den Weg um rechtzeitig in Immenstadt im
Allgäu zu sein. Am Vorabend angereist hätte ich zwar ein paar Stunden mehr
Schlaf genießen können, den beeindruckenden Sonnenaufgang aber wohl
verpasst. Schade, dass Autobahnparkplätze in der Regel nicht die geeignete
Kulisse für romantische Photos abgeben.
Sonnenaufgang an der Autobahn
Trotzdem genügt dieses Naturschauspiel,
mich entspannt und fröhlich weiter fahren zu lassen, nicht mal 2 Misserfolge
bei der Suche nach einer Tankstelle (die erste wird gerade abgerissen, die
zweite hat so früh am Morgen noch nicht geöffnet) geben meiner Laune deshalb
einen Knacks. Ich erreiche zwar etwas spät, doch noch rechtzeitig den
Parkplatz der Mittag-Bergbahn, Startpunkt des mittlerweile 20.
Gebirgsmarathons.
Während ich ankomme wird am Nachbarauto
gerade gefrühstückt.
Schnell habe ich mich nachgemeldet und
halte etwas erstaunt Startnummer 184 des 15. Nikolauslaufs in Händen. Mit so
vielen Meldungen hatte man hier nicht gerechnet. Deshalb müssen eben übrig
gebliebene Startnummern des Nikolauslaufs herhalten, was solls.
Nikolauslauf im August; meine heutige
Startnummer.
Ein Blick in den Himmel verkündet heute
warme und vor allem stabile Witterungsbedingungen. Auf eine Jacke kann heute
sicher verzichtet werden, nicht jedoch auf eine Trinkflasche.
Versorgungsstellen sind inmitten der Bergwelt der Nagelfluhkette schwer
einzurichten und deshalb entsprechend rar. Auf Selbstversorgung sollte
deshalb heute niemand verzichten. Schnell noch den Rucksack fürs Ziel
gepackt und schon bin ich bereit. Es bleibt mir ausreichend Zeit, Freunde
und Bekannte zu begrüßen und Heikes frisch getaptes Schienbein zu bewundern.
Heikes Schienbein, Erinnerung an den
Workshop "Gesunde Füße"!
Willi Hiemer und ein Offizieller der Stadt
Immenstadt begrüßen die Teilnehmer.
Während die einen noch ihre Effekten abgeben, ...
sammeln sich andere schon zum Gruppenphoto.
Georg ist heute offizieller Schlussläufer.
Bereit zum Start
Kurz vor Acht Uhr formieren uns zum
Start direkt an der Talstation der Seilbahn. Aus dem Hintergrund ertönt ein
wenig leise Willi Hiemers Count down und schon werden wir hinaus auf die
Strecke geschickt. Dort geht es gleich zur Sache. 5 Meter verläuft die
Strecke eben und steigt danach bereits steil an. Einlaufen unmöglich!
Das Starterfeld formiert sich.
Von Beginn an geht es steil bergan, auch für
meine Freunde Heidi und Manfred.
Ein kurzes, ebenes Stück über die Brücke...
und schon sind wieder Kletterkünste gefragt.
Vielleicht wundert sich der eine oder
Andere, auf dem Bild vom Start Walkingstöcke zu entdecken. Das hat zwei
Gründe: 1. wird neben dem Marathon gleichzeitig auch noch ein 12 km langer
Lauf- und Walking-Wettbewerb gestartet, zum 2. kann ein den Umgang mit
Stöcken gewohnter Läufer mit diesen auf der schwierigen Strecke erhebliche
Vorteile erzielen.
Nach einem kurzen, flacheren Wegstück
zieht der Weg bereits bis zur ersten Verpflegungsstelle wieder
ordentlich an. Das Profil ist zwar nicht so spektakulär wie das des
Chiemgauer 100er, doch rund 2500 positive und negative Höhenmeter wollen
erst mal bewältigt sein.
Nur kurz lässt uns eine flachere Passage Zeit zur
Erholung.
Dann zwingt die Steigung wieder die Meisten in den
Schritt.
Das Profil des Chiemgauer 100er.
Kurz vor der ersten Versorgungsstelle an der
Mittelbergalpe.
Langsam aber sicher gewinnen wir Höhe.
Mein Ziel für heute lautet "so viel wie möglich im Laufschritt bleiben", die
Zeit hingegen ist mir egal. Und so arbeite ich mich konsequent höher.
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