Samstag morgen 6:35
- U-Bahn-Linie 2 - Haltestelle Alexanderplatz
Hey Mr.Tally man, tally me banana
Daylight come and I wanna go home.
Daylight come and me want go home.
Chop banana til the morning come.
Zwei Jungs -
offensichtlich gerade aus der Diskothek kommend, steigen in die U-Bahn zu.
"Wer ist gerade auf dem Weg zur Arbeit?" Da es auf ihre Frage stumm bleibt,
wenden sie sich mir zu. "Du siehst aber nicht aus, als ob Du freiwillig
unterwegs wärst" - "Doch!" - "Und was machst Du?" - Ich laufe gleich mal 160
km! - "Neiiiin!"
I pack up all me things and I go to sea,
Daylight come and I wanna go home.
Then all these banana see the last of me.
Daylight come and I wanna go home.
Haltestelle
Eberswalder Straße - "Viel Erfolg!" höre ich noch und ich bin draußen,
stürme dem Jahnstadion entgegen.
Das Jahnstadion - Start- und Zielort
Es kann losgehen. Die
Fahrzeuge sind startklar, wir auch, die Spannung steigt!
Einer unserer beiden Verpflegungsbusse,
gefüllt mit Lebensmitteln und Taschen für unser Ersatzequipment.
Berlin, wir kommen!
Noch ist uns die Spannung nicht anzumerken, doch 160 bevorstehende Kilometer
lassen Niemanden kalt.
Weshalb ich dabei bin I
Die Existenz einer Mauer ist die radikalste Abwesenheit
menschlichen Vertrauens - sie ist im Gegenteil ein Dokument der
Intoleranz, der Angst, der Feigheit und der Lügen. Wo Mauern
aufgebaut werden, zementieren sie fraglos eine Niederlage,
politisch, sozial, menschlich. Ihr Vorhandensein, sei sie real
oder symbolisch in menschlichen Beziehungen, bedeutet somit für
mich den radikalsten Affront gegen jede menschliche Entfaltung
nach mehr Gemeinschaft, nach Kontextualität. Im Schatten der
Mauern dürfen die Farben des Lebens nicht mehr leuchten, wie
weggewischt ist jedes individuelle Wachstum, der Zugang zu den
Zonen freier menschlicher Entwicklung und Freude bleibt brutal
verwehrt.
Zur Selbsterforschung kann ich beim heutigen Mauerlauf ganz
sicher auf meine eigenen "Mauern" schauen - wo bin ich im Leben
getrennt von meiner Lebensfreude, was ist mit meinem Mut und
meinem Vertrauen passiert, auf andere unvoreingenommen zugehen
zu können. Bin ich auch ein "Mauerbauer", ein Grenzzieher, mehr
und eindeutiger vielleicht, wo ich doch eigentlich im Sinn hatte
Brücken zu bauen. Sollte ich mich nicht offener dem Leben
anbieten, viel vertrauensvoller und muss ich nicht zusehen, dass
die auch schon oft unbewussten und damit selbstgerechtfertigten
Vor-(Urteile), die sich so angesammelt haben, noch einmal
gründlich in Frage gestellt werden.
Zertrümmere deine Mauern und erkenne wie befreit dein Leben ist.
Laufe, atme, befreie dich von allen Bösen, von allen Doktrinen
und Dogmen, von aller Gewalt und der Versuchung zu herrschen.
Bleibe du, berührbar, veränderbar, auf dem Weg der Toleranz,
lobe die freie Entscheidung, auch wenn sie dir beim anderen als
falsch erscheint - Geh zusammen, nicht getrennt.
Heute werde ich an dieser Mauer entlang laufen. Ich bin
gespannt, was kommt, was sein wird. Ich bin dabei.
Gottfried |
Vor dem Start im Mauerpark
Am Mauerpark direkt
neben dem Stadion beginnt unser Fest. Die sich kennen, umarmen sich, der
Rest beschnuppert sich neugierig, ein DJ sorgt für Stimmung. Fotoapparate
klicken, Jeder möchte sein persönliches Erinnerungsbild, kokettiert mit
seinen Freunden vor laufender Kamera.
Mit dabei, die Freunde vom 100 MC - UK
li.: Peter mit Sebastian, Jelka und
Benjamin; re.: Gero
Maren und Jürgen
Marliese
re.: Der Autor
Hannes
Stefan und Jesko
Chefin Anita startet den offiziellen
Teil
Mit einer ergreifenden
Rede begrüßt Anita Kinle, Initiatorin und treibende Kraft der Idee
"Mauerlauf" alle Anwesenden:
Dear Runners, Families and Guests;
Today, we chose a great way to celebrate the Fifth World Down
Syndrome Day.
In a few minutes, we will start to run the 156 Kilometer long,
nonstop race along the Berlin Wall Way, until we return tomorrow
at noon. We would also like to remind you that this year, we
celebrate the 21. Anniversary of the Fall of the Berlin Wall.
We consider this a good sign, because the number 21 is our lucky
number. I would like everyone to know that we would not be
standing here right now, if it weren't for these two men from
England: Mr. Simon Beresford and Mr. John Dawson.
This pair is made up of an enthusiastic Runner and his Trainer,
who proved beyond their own imagination what man [ and woman, by
the way! ] is capable of, when they finished the Flora Marathon
in 2007. This started a chain reaction, and now we are looking
at a new age of sports involvement of people with Down Syndrome.
We all hope that this also symbolizes a new age that allows the
inclusion of our children in every-day life.
And so, today, before we start, I would like to take the
opportunity to thank them: Thank you, John Dawson and thank you
Simon Beresford! Thank you that you were the first.
Thank you that you proved that it IS possible.
Thank you that you participated in OUR first marathon
Thank you that you became our friends.
And, finally, thank you, John and Simon, for being the
inspiration without which we would not be standing here today!
We hope this friendship between our English friends and the
Running Club 21 will last as long as the love from a mother and
a father last for their own children.
For ever!! Thank you!! |
Anita, hier zusammen mit Thomas
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