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Der Swiss Irontrail 2012
Die Analyse (Wetter und Markierung)!

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Die Analyse (Verpflegung und Gletscher)


3 Rennen mit unerwünschtem Ausgang: UTMB 2010, Irontrail 2012 und Grand Raid du Mercantour 2009.

Der Rennabbruch

Ich zitiere das offizielle Statement des Veranstalters zum Rennabbruch des Irontrails:

Liebe Teilnehmer

Gerne möchten wir zu den Ereignissen der letzten 3 Tage Stellung nehmen und den Rennabbruch von Samstag, 07.Juli 2012 um 00.30 Uhr begründen.

Die unberechenbare Wettersituation hatte bereits eine Startverschiebung erfordert und spitzte sich in der Nacht massiv zu. Intensive Niederschläge, Temperatursturz bis zur 0 Grad Grenze und Nebel verursachten nicht nur schlecht begehbare Streckenabschnitte und Orientierungsprobleme sondern es entstand auch die Gefahr für Unterkühlungen der Teilnehmer. Der Rennabbruch war in dieser Situation das einzig richtige.

...

Es hat sich leider auch gezeigt, dass nicht alle Teilnehmer/-innen den Anforderungen eines T201 und T141 gewachsen und teilweise ungenügend bekleidet waren. Für die Zukunft werden wir für die Teilnahme ein Qualifikationssystem prüfen.

OK Irontrail

Vor 3 Jahren nahm ich am Grand Raid du Mercantour teil. Dort war ich massivem Regen, Hagelschlag, dichtestem Nebel. Wo ich mich mühsam von Markierung zu Markierung kämpfen musste, konnte Adrian Brennwald, 2. zum Zeitpunkt des Abbruchs des T201 und 2009 3. beim Grand Raid noch wenige Stunden vorher bei bester Sicht abkürzend über die Bergwiesen stürmen.

Den Cime di Piagu, letzter Gipfel vor dem Ziel, erlebte ich bei einbrechender Dunkelheit trotz leichtem Regen angenehm warm. Ich überlegte damals noch, meine Regenjacke vor dem langen Abstieg nach St. Martin de Vèsubie auszuziehen.

Nur rund 3 Stunden später erfroren genau an dieser Stelle 3 Läufer jämmerlich im Schneesturm.


Nebel 2009 beim Grand Raid.

Hagelkörner 2009 beim Grand Raid.

Seit dieser Zeit ist mir mehr als schrecklich bewusst, welche Gefahren in den Bergen lauern können. Entsprechend ausgerüstet gehe ich im Normalfall an den Start und entsprechend vorsichtig beobachte ich Natur und Wetter.

„Zitat aus dem Gästebuch des Irontrails:

N.K.:
...
Ich selbst laufe seit über 10 Jahren Ultra-Trails und habe die Läufe um den Mont Blanc (UTMB), La Reunion, den Grand Raid des Pyrenées, den TransTramuntana, TransGranCanaria, Verbier-Ultra, Grand Raid du Cro Magnon usw. alle erfolgreich absolviert. Auch nicht immer bei strahlendem Sonnenschein…. Ich glaube, dass ich damit wohl auf eine gewisse Erfahrung bei derartigen Extrem-Events zurückblicken kann.

Es war, sowohl die Verschiebung des Rennens/Verkürzung der Strecke, von 8:00 auf 16:00 bzw. von 201 km auf 154 km, als auch der dann schlussendliche Abbruch des Rennens, eine seitens des OK vollkommen richtige Entscheidung. Das Wetter hatte sich zusehends verschlechtert und vor allem stimmte der Wetterbericht für den Freitag Abend und die beginnende Nacht dann überhaupt nicht. Es wurde nicht besser, wie prognostiziert, es wurde deutlich schlechter; bis dahin hatte niemand von den Wetterwarten von einer Kaltfront gesprochen – die dann jedoch hereinbrach; es war wirklich kalt – trotz unserer guten Ausrüstung. Wäre die Wetterprognose von Anfang an richtig gewesen, dann hätte das OK – verständlicherweise - das Rennen vermutlich gar nicht gestartet (wie UTMB 2010)…

(Hinweis von laufkultur.de: Der UTMB 2010 wurde ebenfalls gestartet und nach ca. 3 Std. für die meisten bei km 21 in St. Gervais abgebrochen)

Aus dieser Sicht heraus kann ich feststellen, dass ich selbst die Bedingungen beim Irontrail zu keiner Zeit bedrohlich oder ernsthaft Besorgnis erregend eingeschätzt habe. Trotzdem verlasse ich mich auf die Aussagen des OK, dass ein Rennabbruch unvermeidbar war. Ich kann diese Entscheidung akzeptieren, denn ich bin mir sicher, dass sie in der Situation auch nicht leichtfertig gefallen ist und sicherlich lang abgewogen wurde.


Irontrail 2012.

Überforderte Läufer?

Auszug aus der Medienmitteilung des OK:

„Überforderte Läufer provozierten den Rennabbruch“

Nach dem witterungsbedingten Abbruch des Swiss Irontrail (Pontresina–Chur) in der Nacht auf Samstag steht fest: Künftig ist für eine Teilnahme am längsten, härtesten und höchst gelegenen Ein-Etappen-Traillauf der Alpen eine Qualifikation vonnöten.
...

Die Topographie stellt allerhöchste Anforderungen an die Sportler, bei schwierigen äusseren Bedingungen wie am Wochenende scheint die Aufgabe nur für einen Bruchteil machbar. Sprich: Einige schienen bei der Premiere überfordert. Kurz nach Mitternacht, als das Rennen wegen des nasskalten Wetters und dichten Nebels abgebrochen wurde, hatten sie teilweise noch nicht einmal ein Viertel der – ebenfalls aus Wettergründen von 201 auf 154 Kilometer verkürzten – Strecke hinter sich. Gleichwohl waren sie bereits an ihre körperlichen (und psychischen) Grenzen gestossen.
Die Konsequenz: Nächstes Jahr darf am T201 – bei dem die Langsamsten drei Tage und zwei Nächte unterwegs sind – und am T141 (der ebenfalls abgebrochen wurde) nur noch starten, wer sich mittels eines adäquaten Systems dafür qualifiziert.
...

„Letztlich provozierten unerfahrene und ungenügend vorbereitete Läufer den Rennabbruch“, sagt OK-Präsident Andrea Tuffli. Geradezu wütend auf diese war Denise Zimmermann. „Die Teilnehmer sollten genauestens wissen, worauf sie sich einlassen“, sagte die zum Zeitpunkt des Wettkampfabbruchs führende Frau.

Längst nicht alle auf höchstem Punkt

Das starke Leistungsgefälle im Feld war schon auf Fuorcla Surlej (2755 m ü. M.) unverkennbar. Dabei hatten die Läufer zu jenem Zeitpunkt erst elf von 154 Kilometern und 950 von total 8300 Steigungsmetern in den Beinen. Die folgenden neun Kilometer und knapp 1000 Meter Höhendifferenz hinunter nach St. Moritz Bad vergrösserten die ohnehin schon beträchtlichen Zeitabstände weiter, noch ausgeprägter der anschliessende, 14 Kilometer lange und mit 1348 Höhenmetern gespickte Aufstieg zum Piz Nair. Den auf 3022 Metern Meereshöhe gelegenen Kulminationspunkt des Swiss Irontrail erreichten indes längst nicht alle.

Rund 330 Trailrunner (von gut 400 gestarteten?) erreichten innerhalb von 4 Stunden das 20 km weit gelegene St. Moritz. Damit hatten sie in den ersten 8,3 % des Zeitrahmens bereits 13 % der Gesamtdistanz zurückgelegt. Nur Vereinzelte wurden noch nach 20 Uhr registriert.

Beim vergleichbaren UTMB mit 2300 Startern erreichen meist nur gut 50 % das Ziel, davon mehr als die Hälfte in den letzten 6 Stunden der auf 46 Stunden begrenzten max. Laufzeit. In St. Gervais nach 21 km und vergleichbarem Profil liegt die veranschlagte Durchgangszeit für eine Endzeit von 42 Stunden bei über 4 Stunden.   

„Zitat aus dem Gästebuch des Irontrails:

A.:
Liebes OK,
Ihre Medienmitteilungen finde ich super abstoßend. Könnten Sie bitte etwas weniger arrogant auftreten und die Schuld nicht nur bei den "schlechten" Läufern (->Kunden) suchen? Danke!

LG, A.

Insofern denke ich, dass die rund 340 in St. Moritz registrierten Läufer allein von den Durchgangszeiten her eine realistische Chance hatten. Natürlich kann ich keine Aussage über deren körperlichen Zustand zu diesem Zeitpunkt treffen.

Insofern finde ich es nicht recht geglückt, die Verantwortung für den Rennabbruch bei den langsamen Läufern zu suchen. Ich kenne Läufer aus dem hinteren Teil des Klassements, die sicher die nötigen Qualifikationsnachweise für eine Teilnahme hätten erbringen können. Ich kenne aber auch Läufer, die weit vor mir unterwegs waren und sicher auch lange vor mir gefinished hätten, aber keine würdigen Qualifikationsnormen hätten erfüllen können.

„Zitat aus dem Gästebuch des Irontrails:

K.:
Ich bin einer der langsamen Läufer. Als Finisher von z.B. Transgrancanaria ,CCC oder TDS darf ich mich wohl als einigermaßen erfahren betrachten. Zum Abbruchzeitpunkt war ich in guter Verfassung, zwar nasse Schuhe, aber sonst ok. Ich wäre mit dem Zeitlimit aber gut zurecht gekommen. Ob ich ins Ziel gekommen wäre steht auf einem anderen Blatt. Aber ich hadere jetzt nicht mehr mit dem Abbruch und deren Begründungen. Nur ist dieser Lauf der erste wo gezielt auch von Seiten des OK auf die langsamen Teilnehmer herumgehackt wird. Wenn man mich dann nicht mehr haben will.....es gibt andere Events......

Auch beim UTMB werden jedes Jahr neue Qualifikationssysteme erprobt, die Aussteigerquote bleibt jedoch weiterhin auf hohem Niveau. Davon muss man wohl oder übel immer ausgehen. Letztendlich war in diesem Jahr durch den Verzicht auf Vorab-Normen abzusehen, dass ein bestimmter Anteil der Teilnehmer keine realistischen Finish-Chancen haben würde.

„Zitat aus dem Gästebuch des Irontrails:

M.S.:
...Ich fände es auch schade, wenn nun ein weiterer Lauf in die Maschinerie eines Qualifikationspunktesystems überführt würde. Dieses System hat natürlich Vorteile, für die Sicherheit wie auch als Auslesekriterium angesichts einer wachsenden Zahl von Ultraläufern. Es hat aber auch Nachteile und es sorgt gewiss nicht für Risikofreiheit. In gewissem Sinne leistet es einer fortschreitenden Kommerzialisierung des Erlebnissports Vorschub. Aus meiner Sicht nicht unerheblich, wenngleich nur eine Minderheit betreffend: Es schließt mehr und mehr jene durchaus begabten, standfesten und nicht minder ambitionierten Läufer aus, die nicht das ganze Jahr auf Tournee sind und die das Laufen nicht zu ihrem Nebenberuf machen. Im Ergebnis führt das - zugegebenermaßen nach rein subjektiver Beobachtung - zu einer Vereinheitlichung und Gleichartigkeit des Läuferfeldes nicht nur im sportlichen Sinne. Unter der Prämisse, dass Sicherheit und reibungslose Organisation den Vorrang haben müssen, würde ich das OK daher bitten, zunächst über eine schärfere Kontrolle der Pflichtausrüstung und selektivere Cut-Off-Zeiten dafür zu sorgen, dass das Teilnehmerfeld den Herausforderungen der Strecke entspricht. ... Dann könnte man es auch ohne Quali-Punkte noch einmal probieren und hinterher die Erfahrungen auswerten. Ich fände es jedenfalls sympathisch, wenn es einen extrem fordernden alpinen Ultralauf gäbe, der sich in seinem (Zugangs-)Charakter von der Masse unterscheidet. Dazu braucht es übrigens kein Gefeilsche und Geprahle darum, welches denn nun der härteste Lauf auf Erden ist. Diese Gier nach Superlativen führt ohnehin in die Sackgasse - oder in die Hybris. Sie raubt dem Laufen die Seele. In diesem Prozess stecken wir übrigens schon mittendrin, wovon nicht zuletzt dieses Gästebuch Zeugnis ablegt..


Irontrail 2012.

Wegmarkierung

Auszug aus der Medienmitteilung des OK:

...
Anders die Schnellsten, die Bergün (1367 m ü. M.) – bis zum Zeitpunkt des Rennabbruchs der tiefste Punkt am Swiss Irontrail – längst passiert hatten. Der an der Spitze laufende Marco Gazzola (Claro) befand sich bereits bei der Ela-Hütte und wartete auf Adrian Brennwald (Aeugst am Albis), seinen ersten Verfolger. Gemeinsam machten sie sich nach zwei Fünfteln der Strecke auf den „Heimweg“. Den Entscheid der Rennleitung bedauerten sie zwar, nahmen ihn jedoch sportlich hin. „Das Wetter ist nun mal nicht änderbar“, so Gazzola. Auf die laut mehreren Läufern schlechte Streckenmarkierung angesprochen meinte der Tessiner: „Es reicht halt nicht, wenn man die Karte dabei hat; man muss sie auch lesen können.“

Foto: So wird die Strecke markiert. Das rot/silberne Band ist reflektierend und Nachts sehr gut sichtbar.
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Course will be marked with red/silver reflectiv bands, which are visible at night time.

Über die im Dunklen nicht sichtbare Wegmarkierung habe ich in meinem Bericht bereits geschrieben. Ich benutze eine leistungsstarke myo-XP von Petzl. An der kann es nicht liegen, dass die Markierungen - auch bei schlechtem Wetter - nicht reflektierten. Es war schlicht und einfach eine falsche Materialwahl.

Nicht nachvollziehen kann ich Marco Gazzolas Aussage, man müsse eben die Karten auch lesen können.

Bei meinem Abstieg vom Piz Nair war der Weg durch die starken Regenfälle kaum mehr vom nahen Bach zu unterscheiden. Die Strecke wechselte einige Male die uferseite. An welcher Stelle der Bach überschritten werden sollte, konnte ich beim besten Willen nicht feststellen und agierte rein nach Gefühl und auf Verdacht. In der Situation überholte mich niemand. Im Gegenteil, einige Läufer verließen sich auf meinen Instinkt und meine Entscheidung und folgten mir.

In der Situation hätte mir weder ein GPS noch eine genaue Karte geholfen. Es ging nur um die Entscheidung 10 m weiter links oder rechts zu laufen. Ein auch nachts sichtbare Markierung ist in dieser Situation unverzichtbar.

Meine Vermutung ist, dass die eingesetzten Reflektoren im Vorwege nie unter realen Bedingungen getestet wurden.

 

Wes Brot ich ess...?
Kommentar zum Artikel des Trail Magazins - Ausgabe 5/2012

Auf Seite 48/49 ein zweiseitiger Bericht zum abgebrochenen Swiss Iron Trail, auf Seite 50 Läuferstatements und auf Seite 51 eine Anzeige des Hauptsponsors der Veranstaltung.

"Zuerst verschoben, dann verkürzt und schlussendlich abgebrochen." steht im Bericht zu lesen. Da war wohl die Dramaturgie wichtiger als die korrekte Aussage. Richtig hätte es heißen müssen: Im Vorweg notwendige Streckenänderung, dann verkürzt und gleichzeitig verschoben, zuletzt abgebrochen.

Verzeihlich wohl dieser Fauxpas, weniger hingegen folgende redaktionelle Schludrigkeiten: Da ist im Artikel von einem Zeitlimit von 54 Stunden zu lesen (statt richtigen 56 Stunden) und von "amtlichen gut 3200 Metern" für den Piz Nair (3022 m lt. Streckenprofil; 3057 m offizielle Gipfelhöhe).

Richtig ärgerlich dann aber erst die Aussagen über den Rennverlauf:

"Danach folgten rund 50 ambitionierte Ultra-Trailer. Der Rest kleckerte nach. Schon hier (Anm. von laufkultur: km 11 von 154) wurde klar, dass für viele dieser Lauf eine Nummer zu groß ist und das Zeitlimit für sie ein unlösbares Problem darstellt."

Woher diese Schlüsse? Belege fehlen... leider!

Doch ein Blick in die Ergebnisliste, zwar nicht vom Fuorcla Surlej, doch vom 9 km späteren Durchlauf in St. Moritz, gibt Aufschluss und widerlegt!

Dort überquerte z.B. Felix Metzger als 50. mit einem Rückstand von 28 Min. nach 2:38 Std. die Matte. Weitere 28 Min. später folgte ihm Claudio Thomasin als 179. Mann zu diesem Zeitpunkt. Doch während Claudio als 187. und damit letzter Läufer Bergün bei km 57 noch erreichte, fehlte dort der "ambitionierte Ultra-Trailer" Felix ebenso wie 10 weitere Läufer aus den Top 50 des Zwischen-Klassements in St. Moritz.

Bleiben wir bei Claudio. Rechnet man das Verhältnis seiner Durchgangszeit in St. Moritz zu der des Führungstrios dort (+ 43 %) auf einen Marathon (Finish nach 2:05 Std.) um, so würde er diesen noch vor Ablauf von 3 Std. beenden.

Doch heißt es weiter im Text: " Einer vagen Hochrechnung nach hätte ihre Laufzeit nicht einmal ansatzweise für ein Finish gereicht"

Fragt sich, welche Hochrechnung da angestellt wurde?

Laufkultur.de versucht, nicht vage, sondern präzise Hochrechnungen anhand der Ergebnisliste und einem Vergleich zum UTMB dagegen zu stellen.

Nach 12 Stunden und 4 Minuten erreichte Josef Brunschwiler als 184. und einer der letzten Teilnehmer Bergün. Er hatte also nach rund einem Viertel des verkürzten Zeitlimits von 48 Stunden bereits 37 % der Renndistanz absolviert. Zu vermuten ist, dass er - wie die meisten vor ihm - bereits Zeit durch die vorübergehende Neutralisation des Rennens verloren hatte.

Blickt man in die Tabellen beim vergleichbar langen und anspruchsvollen UTMB, so stellt man fest, dass der Cut off dort in Lac Combal bei km 64 und somit vergleichbaren 38 % der Renndistanz nach 15:45 Std. erfolgt, also 34 % des Zeitlimits von 46 Stunden bis dahin ausgeschöpft werden dürfen. Die letzten erfolgreichen Finisher durchlaufen Lac Combal in der Regel nach 14 1/2 Stunden.


Erinnerungen an den abgebrochenen UTMB 2010

Es ist also davon auszugehen, dass weitaus mehr als die rund 200 Läufer, die Bergün erreichten, auch eine realistische Chance zum rechtzeitigen Zieleinlauf gehabt hätten, wenn sie nicht gestoppt worden wären. Nicht belegbar und damit wohl stark übertrieben ist, dass das Zeitlimit "für die meisten der 350 Starter der 201-km-Strecke ein echtes Problem darstellte."

Genauso ist es übertrieben, von einem "Temperatursturz" - wie im Artikel beschrieben - zu berichten. Ich wage auch zu bezweifeln, dass der Regen fast in Schnee überging. Es kühlte einfach nur ab und regnete heftig. Wozu künstlich dramatisieren, was bereits so schon unangenehm genug war?

Was bleibt übrig vom Artikel,...

...im Inhaltsverzeichnis vollmundig mit "Alles über den Abbruch des Mammuttrails" angekündigt? Wenig, wenn man zusätzlich bedenkt, dass die Toppläufer wohl erst kurz vor dem Orgelpass vom Rennabbruch erfuhren und nicht schon "versorgt, trocken gekleidet und bereit weiter zu laufen" in Bergün, wie zu lesen ist.

Und zu guter Letzt fällt auf: Für den 166 km langen UTMB kann man ausreichend Quali-Punkte auch über Distanzen zwischen 80 und 90 km sammeln. Sogar einen Kilian Jornet trat nie in der Ultraszene in Erscheinung, bevor er 2008 zu seinem ersten Sieg beim UTMB startete. Weshalb sollte man dann unbedingt einen 100-Meilen-Trail gelaufen sein, bevor man sich an den T201 heranwagt?

Diese Forderung ist um so mehr verwunderlich, da der selbst zum T201 gemeldete Autor selbst nicht mit einer ausgeprägten Vita erfolgreich absolvierter 100-Meiler zu glänzen vermag.

Entscheidend ist immer noch eine seriöse Vorbereitung, egal zu welcher Art von Veranstaltung und nicht das, was man ggf. vor geraumer Zeit schon geleistet hat.


UTMB 2008

Weshalb dann dieser Artikel? Liegt es an der großformatigen Werbeanzeige, die der Hauptsponsor der Veranstaltung direkt im Anschluss an den Artikel schaltete? Oder spielte nur der Frust des Autors , der sich wenige Tage vor seinem geplanten Start beim SIT verletzte, eine maßgebliche Rolle?

Fazit:

War ich bislang erfreut, meine Randsportart in einem Spezialmagazin repräsentiert zu sehen, ist diese Freude jetzt doch sehr getrübt. Ob sich mit Journalismus dieser Coleur langfristig eine treue und ausreichend große Kundschaft erhalten lässt? Wir werden sehen. Ein Heft der nächsten Ausgabe wird wohl im Regal des Zeitschriftenhandels verstauben...
 

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