Borderland Ultra
Kolonnenweg im Sturmlauf!
Bin ich traumatisiert?
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Lieber 5. als 4.!
Im rasanten Lauf über den Kolonnenweg!
Alleiniger Verfolger
Der Startschuss! Wir queren - schon im Sturmlauf - die angrenzende Wiese und biegen in
einen Radweg ein. Während ich mich noch sortiere, formiert sich vor mir
bereits eine 4-köpfige Spitzengruppe, die sich schnell vom Rest des Feldes
absetzt. Marcus, Topfavorit heute, Thomas, Jochen und Vinodkumar suchen ihr
Heil in der Flucht, ich hingegen suche erst mal mein Tempo!
Schon nach wenigen Metern enteilt die
Spitzengruppe.
Weithin sichtbar der
Straufhain, höchste Erhebung des Heldburger
Landes und unser erstes Ziel! Rechts zwischen den ersten beiden Büschen die
bereits enteilte Spitzengruppe.
Es geht die ersten Anhöhen nach oben. Noch bin ich in Begleitung von Arndt.
(Photo: Lionheart Bittel)
Jägerschutz!
Erste kleine Verpflegung auf dem Straufhain.
Die Höhenburg auf dem Straufhain kann meine Kamera gar nicht vollständig
erfassen.
Kurzer Photostopp zum Genuss der Aussicht und weiter gehts!
Blick über die Wege der kommenden Stunden!
Rasant fliege ich den von den
Regenfällen der letzten Wochen doch noch recht weichen Abhang hinunter.
Schön, hier begegnen sich alle Läufer im Auf- bzw. Abstieg. Ich klatsche ab
so gut es geht, doch das rutschige Geläuf braucht meine ganze Konzentration.
Im rasanten Lauf geht es bergab. die Läufer
hinter mir kommen entgegen.
2 Bilder im rasanten Lauf, Abklatschen und schon bin ich in der Talsohle.
Der Kolonnenweg
Rund 1400 km streng bewachter
Grenzzaun zog sich seit den 60er Jahren mitten durch Deutschland. Für mich
als Jugendlicher gehörte die Grenze einfach dazu, ich hatte es nie anders
kennen gelernt und fand es normal, dass Sportler der DDR gegen die der BRD
antraten. Ich sammelte die Briefmarken, die mir mein Großonkel aus der
"Ostzone" schickte und freute mich auf die Abifahrt in die DDR, die dann
allerdings ohne Begründung wenige Wochen vor dem Start abgesagt wurde.
Der alte Kolonnenweg. Hinter den
Grenzanlagen diente er logistischen Zwecken und der Patrouille.
Meine Abifahrt führte mich dann mit
dem Rucksack in den Schwarzwald, ich entdeckte meine Liebe fürs Wandern und
freute mich am 9. November 1989 dann doch, als sich der Grenzvorhang
lichtete.
Seitdem werfe ich auf meinen
zahlreichen Fahrten von Bayern nach Thüringen immer einen Blick nach links
oder reche, wenn ich die frühere Grenze passiere und freue mich, dass wieder
zusammengewachsen ist, was zusammen gehört.
Schnell zu sein ist hier gar nicht einfach. die Löcher im
Pflaster sind tief und die Gefahr der Verletzung hoch.
Auf den Geraden ist die Spitzengruppe nicht mehr zu entdecken.
Dafür betrachte ich intensiv die Vegetation im unberührten Grün.
Nur selten biegt ein Weg nach links oder rechts ab, Verlaufen ist eigentlich
unmöglich. doch nicht jedem gelingt das!
Am Besten kommt man am Rand des Pflasters voran, ein wenig im Grün, ein
wenig auf dem Pflaster, ab und an kontrolliert einen Sidestep für die
Balance... und immer konzentriert.
Alter Betonbeobachtungsturm 4 x 4 m!
In der Ebene und bergab bin ich
alleine unterwegs. Geht es - meist steil - bergauf, dann sehe ich immer
wieder die Spitzengruppe, wie sie die Kuppe überläuft und dann verschwindet.
Praktisch, denn so habe ich Orientierung, kann aber auch in Ruhe mein
eigenes Tempo laufen.
Am Beobachtungsturm 4 x 4 m verlassen wir
erst mal den Grenzstreifen.
Und werden von einer "Grenzkontrolle in
Uniform" gestoppt. Nur guckte vor 25 Jahren niemand so fröhlich!
Marschverpflegung abgreifen, dann noch mal
"Meldung machen!" und weiter geht es!
Die Warnung vor Schneeglätte im Hintergrund ist heute allerdings
überflüssig.
Von nun an bewegen wir uns meist auf schmalen
Asphaltstraßen durch eine herrlich blühende Natur. Die Sonne macht sich
zunehmend wärmend bemerkbar und ich laufe seit 15 km einsam und ohne
Begleiter durchs ehemalige Grenzgebiet. Was denkt man in dieser Zeit
eigentlich?
Einsam unterwegs durch einfach nur schöne Natur...
ab und an unterbrochen an den Verpflegungsstellen!
Lange beschäftige ich mich mit einer Frage, die mich
bewegt. An einer Straßenüberquerung erklärte mir ein Zuschauer, dass ich nur
wenig Rückstand zum 4. hätte (den ich jetzt schon lange nicht mehr erspäht
habe). Ich entgegnete, dass mich das nicht so sehr interessieren würde und
er widersprach mir heftig!
Interessiert es mich wirklich nicht? Klar, ich hatte
angegeben und von Anfang an gesagt, dass ich heute Gas geben würde. Spielt
es dann eine Rolle, wer vor einem ist? Klar, man hat Orientierung, wohl auch
ein wenig Ansporn, aber den unbedingten Ehrgeiz, nicht abreißen oder gar
überholen zu wollen, verspüre ich nicht. Denn letztendlich hat es fast
nichts mit meinem Rennen zu tun, wer sonst noch gemeldet und ggf. schnell
oder weniger schnell ist.
Zudem sage ich mir:
Lieber Fünfter als "Fürther!"
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