Borderland Ultra
Run auf Platz 2!
Lieber 5. als 4.!
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Es ist nichts scheißer als Platz 2?
In der Mittagshitze und kein Schatten in
Sicht!
Ruhe bewahren und auf die
eigene Stärke vertrauen
Natürlich grübel ich jetzt, ob es mir auf der verbleibenden Distanz noch
gelingen wird, einen Rang gut zu machen. Ich fühle mich gut und laufe nie an
meine Grenzen. Bis auf ein kurzes Stück habe ich alles im Laufschritt
absolviert, kann Tempo und Rhythmus halten.
Und ich
halte Ausschau nach vorne!
Ich habe Durst und sehne die
Verpflegung herbei. Immer wieder suche ich die Gegend ab, ob ich die nächste
Verpflegungsstelle irgendwo finden kann. Doch nichts ist zu sehen. Langsam
habe ich den Verdacht, ich könnte sie verpasst haben. Dann kommen jetzt
harte Kilometer auf mich zu.
Ein steiler Anstieg...
Die Hermann-Lietz-Schule.
In Haubinda kommen mir viele junge
Menschen entgegen. Kein Wunder, denn dort ist die Hermann-Lietz-Schule
ansässig, ein Internat für rund 140 Schüler. Und noch etwas ist dort,
nämlich die nächste Verpflegungsstelle. Dankbar greife ich zu Cola und
Wasser, entdecke erst spät im Schatten stehend Thomas. Er sieht erschöpft
aus, erklärt mir, ihm mache die Hitze zu schaffen. Offensichtlich komme ich
damit besser zurecht als er, verlasse auch noch vor ihm den
Versorgungsstand.
Thomas ist die Hitze und Erschöpfung
anzusehen. Er hat zu kämpfen.
Von Haubinda geht es erst mal steil aufwärts auf den Vogelherdskopf.
Gejagter!
Thomas hat sich nur kurz nach mir
auf den Weg gemacht. Steil müssen wir bergan steigen, mein 2. Gehstück. Oben
angekommen setze ich mich sofort in Bewegung, mache Tempo. Mal sehen, ob
mein Verfolger an mich herankommt. Nur nicht umdrehen, denke ich mir. Erst
als ich spüre, dass sich hinter mir niemand mehr befindet, drehe ich mich um
und vergewissere mich. Niemand mehr zu sehen. Zum Glück befinden wir uns im
Wald, das kommt mir jetzt entgegen. Bis zur nächsten Versorgung will ich so
viel Vorsprung haben, dass ich weg bin, wenn Thomas ankommt. Ich gebe ein
wenig Gas.
In der Ferne ist der Straufhain zu erkennen.
Wir nähern uns langsam aber sicher dem Ziel.
Die letzte Versorgungsstelle.
Schier endlose Rapsfelder.
Meine Taktik scheint aufzugehen.
Die nächste Getränkestelle erreiche ich alleine. "Acht Kilometer bis zur
nächsten Verpflegung!" lese ich und frage, wie weit es denn noch bis ins
Ziel wäre. Die Damen diskutieren, sind sich nicht sicher, glauben aber zu
wissen, dass die nächste Verpflegung auch das Ziel wäre. Egal, weiter gehts.
Ich ziehe von dannen, als Thomas gerade ums Eck biegt.
Gewitter liegen in der Luft; der Himmel verfärbt sich!
Auch meiner Kamera ist die Schwüle anzumerken. Auf der Linse hat sich ein
feuchter Fleck angesetzt und trübt das Bild.
Durch das Landschaftsschutzgebiet.
Straufhain-Streufdorf in Sicht!
Über die Wiese rasant Richtung Ziel. Ich bin mir sicher: Platz 2 gebe ich
nicht mehr her!
Donnergrollen in der Ferne macht mir zusätzlich Beine.
Streufdorf taucht vor mir auf. Ein
Blick zurück und ich weiß, ich habe es geschafft. Genussvoll kann ich einen
Gang herausnehmen, allerdings mahnt ein nahes Gewitter zur Eile. Ich habe
keine Lust, auf den letzten Metern nass zu werden. Genugtuung macht sich
breit, eine tiefe innere Zufriedenheit.
In der Ferne leuchten die Schule und die
beiden Tipis.
Auf dem Radweg schließt sich der Kreis.
Jetzt ist das Ziel in greifbarer Nähe!
Geschafft... unspektakulär, doch emotionsgeladen der Zieleinlauf: "Die Nr. 1
der Herzen ist die Nr. 2 im Ziel!"
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