Swiss Alpine Marathon 2009 - Teil IV
In die Zügenschlucht
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Der "Run" zur Keschhütte
In der Zügenschlucht begleitet uns nicht nur
das tosende Landwasser, sondern trotz Sonnenschein auch leichter
Nieselregen, der jedoch nicht stört und schnell von der Kleidung trocknet.
So steht dem Genuss dieser Naturschönheit nichts im Wege. Zudem erhalte ich
prominenten Zuspruch. OK-Chef Andrea Tuffli gibt sich die Ehre und spornt
uns Läufer an.

Klassischer Photopunkt in der Schlucht
Da es mir nicht um Sieg oder
Niederlage geht, kann ich mir die Zeit nehmen, die sich bietenden
Blickwinkel der Zügenschlucht zu genießen. Wer es noch nicht erlebt hat, hat
etwas verpasst. Die Kilometer hier sind eines der Highlights. Da kommt es
nicht auf die eine oder andere Minute an.

Die kurzen Tunnel sind blank in den
Fels geschlagen und nur wenig beleuchtet. Aber sie sind nur kurz und das
Ende bereits beim Einlaufen sichtbar. Zudem sogar ein paar Leuchten für ein
wenig mehr Helligkeit.

Wir durchqueren einige Tunnels
Unvermutet stehen ein paar
Zuschauer am sonst einsamen Weg. Im vorbei laufen erkenne ich den Chef des
Swiss Alpines, Andrea Tuffli. Es ist bereits das zweite Mal, dass ich ihn
heute an der Strecke sehe.

Andrea Tuffli
Es wird wieder lauter, wir kommen
nach Wiesen. Wegen der Haltestelle direkt an der Strecke ist hier immer auch
ein Stimmungsnest und heute - wie sollte man anders vermuten - fest in
schwedischer Hand. Hier geht es über die Bahngleise und es besteht immer die
Gefahr, dass man einmal vor der Schranke warten muss. Das Pfeifen eines
herannahenden Zuges lässt mich ein wenig Gas geben. Ich kann ohne Wartezeit
durchschlüpfen. Auf dem Viadukt angekommen, höre ich den Zug hinter mir am
Bahnhof einfahren... Glück gehabt.

Wir kommen nach Wiesen, heute fest in
schwedischer Hand

Die Sparkasse KölnBonn bestätigt, was ich
heute fühle... wir sehen super aus!

Das Viadukt ist immer beliebter Photopunkt, vor allem bei einem
nahenden Zug

Unsere nächste Station ist Filisur.
Dahin geht es erst mal über schmale Bergpfade, mal auf mal ab. Hier gilt es,
das Tempo und den Puls ruhig zu halten. Ich fühle mich immer noch locker und
leicht, bleibe gut im Laufschritt. Und bis Filisur geht es tendenziell
bergab zum niedrigsten Punkt der Strecke.

Auf schmalen Pfaden geht es hinunter nach
Filisur.

Die beiden Rösser nehmen vom Treiben
außerhalb ihrer Weide kaum Notiz.

Der Regen hat mittlerweile aufgehört, es
klart wieder auf.
Kurz vor Filisur erwartet mich dann
eine freudige Überraschung. Ich laufe auf
Jobst
auf, meinen Multimarathonläufer und Freund aus Bückeburg. Unser
beider Begeisterung ist groß. Er steckt gerade in einem kleinen Tief und so
komme ich wohl genau richtig, um ihn ein wenig abzulenken, bis es ihm wieder
besser geht. Also traben wir die nächsten Kilometer gemeinsam und berichten
gegenseitig von unseren Erlebnissen der vergangenen Monate.

Filisur, Verpflegungsstelle und Ziel des K30

Die nächsten Kilometer vergehen für
mich wie im Fluge, Jobst hingegen kämpft sich von Verpflegung zu
Verpflegung. Zum glück Geht es ihm langsam wieder besser und so setzt er
sich beim Aufstieg nach Bergün wieder langsam von mir ab. Hier gibt es
übrigens die zweite wesentliche Streckenänderung. Wir müssen uns auf der
sich in Serpentinen hoch schwingenden Asphaltstraße folgen. Es läuft sich
damit zwar spürbar leichter als im Vorjahr, doch trotzdem gefällt mir diese
Routenwahl nicht so sehr. Ich wäre viel lieber im Gelände geblieben.

Jobst sieht nicht wirklich gut aus, kämpft
sich aber weiter und gewinnt zusehends wieder an Kräften

Doch so kann ich wenigstens im
Laufschritt bleiben, und überhole einige Läufer, die hier bereits in den
Schritt zurückfallen. Das gibt mir Auftrieb, vor allem, weil ich merke, dass
es mir nicht wirklich schwer fällt.

Dieses Jahr geht es wieder auf der
Asphaltstraße hoch nach Bergün,

Durch die Serpentinen gewinnt man einen
guten Überblick über die Verfolger

Mitten im Anstieg nach Bergün
erlebe ich dann die nächste freudige Überraschung. Ich treffe Ernesto
Sicurelli, schon über 60 und Legende hier beim K78, doch noch immer verdammt
schnell. Auch er klagt ein wenig über Probleme, doch seine Zuversicht hat er
nicht verloren, im Gegenteil. "Wird schon wieder..." meint er und wird Recht
behalten. Bis kurz vor Chants laufen wir immer im unmittelbarer Nähe, bis er
dann auf "nimmer Wiedersehen" davonzieht. Er wird letztendlich unter 8
Stunden finishen und seine Altersklasse (M60) mit 1 1/2 Stunden Vorsprung
gewinnen.

Ernesto 2008 und 2009
Bergün ist erreicht. Dort sind die
Effekten deponiert. Meine wind- und regendichte Jacke, Kälteschutz, eine
gefüllte Trinkflasche und ein langärmliges Trikot habe ich mir in meinen
Beutel gesteckt. Ich freue mich auf meine Wechselkleidung. Die kurze Pause
macht mir nichts aus, im Gegenteil. Letztes Jahr musste ich wegen einer
schlechten Absprache bzgl. unseres Treffpunkts satte 15 Minuten auf meine
Freunde und damit auch auf meine Jacke warten, so gewinne ich heute sogar
einige Minuten durch den nur kurzen Stopp.

Bergün ist erreicht

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