Der Swiss Irontrail 2012
Fehlstart
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Neustart
6. August 2012 - 8:00 morgens... der
Trailstart... verschoben!
Mittwoch, 36 Stunden vor
dem Start (am Lago di Ledro)!
Eigentlich hatte ich zur Höhenanpassung für den
Irontrail einen einwöchigen Aufenthalt auf der Barmer Hütte auf 2600 m.
geplant. Doch die Reste des langen Winters und die Wetterkapriolen machten
mir einen Strich durch die Rechnung. So verbringt Team laufkultur.de die
letzten trainingsfreien Tage vor dem Rennen relaxed in Italien in der Nähe
des Gardasees. Ein bisschen Wandern, Erholung und Kultur steht auf dem
Programm und lenkt mich vom Bevorstehenden wirkungsvoll ab. Ein Wunder, dass
ich noch schlafen kann, wo ich doch in wenigen Tagen 201 km horizontal, rund
11 km vertikal und geschätzt knapp 50 Stunden nonstop laufen, sprich den
Irontrail bewältigen will.
Ein bisschen Wandern...
viel Erholung...
und natürlich Kultur (hier beim Festival der Dolomiten) sorgen Tage vor dem
Start für die notwendige Ablenkung.
Doch Mittwoch ist dann Schluss mit
lustig. Der Fokus aufs Rennen wird enger, die Nervosität steigt, ich
antworte meinem Körper mit dem passenden Getränk.
Das richtige Getränk zur Fokusierung und Beruhigung vor dem Highlight der
Saison?
Donnerstag reise ich dann über den
Berninapass ins Engadin. Oben fegen eiskalte Regentropfen über den Pass!
Vorboten für den morgigen Tag? Ich hoffe nicht. Noch überwiegt die
Zuversicht und positive Stimmung.
In Pontresina quartieren wir uns in
der absolut empfehlenswerten Jugendherberge ein. Provisorisch packe ich das
nötige Outfit für den morgigen Tag in meinen Rucksack und mache mich auf den
Weg zur Einschreibung. Geduld braucht es, bis ich an der Reihe bin, denn es
dauert lang, bis all die vor mir in der Reihe stehenden Trailer ihre
Rucksäcke zur Kontrolle geleert und die Startunterlagen in Empfang genommen
haben. Hier gibts für die Zukunft doch noch Optimierungsbedarf.
Geduld braucht es zur Abholung der
Startunterlagen.
Gelegenheit für einen entspannten blick nach Draußen.
Endlich bin auch ich an der Reihe,
doch die Schlange hinter mir ist immer noch mindestens genau so anfangs vor
mir. Und wer nur einen Teil der Pflichtausrüstung vergessen hat, ist doppelt
gestraft und muss sich wieder hinten anstellen.
Endlich bin auch ich an der Reihe.
Doch die Schlange hinter mir ist immer noch lange. Wer nicht zu müde ist,
findet in OK-Chef Tuffli (2. reihe links) einen aufmerksamen
Gesprächspartner.
Der Abend vergeht wie im Flug.
Pastaessen in der Jugendherberge, danach Beutel packen. Gar nicht so
einfach, zu entscheiden, was man die nächsten 2 Tage am Körper und im
Rucksack tragen und was man zusätzlich in die drei Depotbeutel für st.
moritz, Savognin und Lenzerheide packen soll.
Überall ein wenig mehr, entscheide
ich. Denn die Witterung sieht nicht all zu rosig aus und ein trockenes oder
warmes Shirt ist bei Regen goldwert.
Der Abend vergeht mit Beutel packen und
Schuhauswahl.
Kurz nach 10 Uhr ist dann Bettruhe bei Andreas und
Katja, die mit uns das Zimmer teilen. Ich schließe mich an, liege bald im
Bett. Noch 10 Stunden bis zum Start.
Freitag, 2 Stunden vor dem Start
(Jugendherberge Pontresina)
Zwei Stunden vor dem Start ist Wecken. Sofort fällt mein
Blick aus dem Fenster. Sieht gar nicht so schlecht aus, zumindest ist es
trocken. Gewaschen - sogar eine Dusche gönne ich mir noch - angekleidet und
gesättigt bin ich schnell. Ich wecke Tine und gegen 7:15 Uhr sind wir
pünktlich im Ort. Mittlerweile regnet es leicht. "Kein Problem, denke ich!"
Schnell die Dropbags abgegeben und dann kanns eigentlich losgehen. Die
deutsche Nationalhymne erklingt, als wir das Startgelände erreichen.
Ruhe vor dem Sturm; Gelegenheit, sich vor dem Mammut noch einmal der Kamera
zu stellen. Noch 30 Minuten bis zum Start.
Es hat begonnen zu regnen. Die Meisten stellen sich unter und kramen ihre
Regenjacken hervor.
An der Startlinie ist es ruhig. Die Läufer haben sich ins Trockene
verkrümelt.
Ich treffe bekannte Gesichter
Ein Erinnerungsphoto von...
K78-Legende Ernesto
Ich treffe meinen Davoser
Lauffreund Ernesto. Noch ist Zeit genug, ein paar Worte zu wechseln. Er hat
erst in der vergangenen Woche einen Trail absolviert, der ihm mehr Kraft
abverlangte als gedacht. So hat er seine Ziele fürs heutige Wochenende schon
etwas zurückgeschraubt.
Interessante Menschen trifft man auf dem Trail. Auch das macht einen Teil
des Reizes einer solchen Veranstaltung aus.
5 Minuten bis zum Start
Noch 5 Minuten bis zum Start. Eine
Sprecherdurchsage lässt mich aufhorchen. gleichzeitig wird es um mich herum
grabesstill. Denn es wird verkündet, dass der Start verschoben wird, um 8
Stunden. Gleichzeitig wird die Strecke um die 1. Schleife gekürzt. Grund für
die Verschiebung sind Gewitter oben am Bernina, die einen Start des Rennens
nicht sinnvoll erscheinen lassen. (Mehr dazu im Teil II:
Die
Analyse)
"Deluxe" geparkt für 8 Stunden!
Wer so etwas noch nicht live erlebt
hat, kann wohl nicht wirklich nachvollziehen, was in solch einem Augenblick
passiert. Es ist, wie wenn eine Windboe urplötzlich jegliche Energie vom
Platz gefegt hat. Erst ungläubige Stille, offene Münder und dann nach ein
paar Sekunden fallen die vorher straff gespannten Körper schier in sich
zusammen. Ist es wahr? Hab ich richtig gehört. Jeder erkundigt sich beim
Nächsten, ob er die Botschaft denn auch wirklich nicht falsch verstanden
hat.
Was tun jetzt? Zuerst schleiche ich
an Tines Seite mal zurück zur Jugendherberge. Ein zweites Frühstück soll
mich wieder aufrichten, mir die Frische zurück geben. Denn bei mir werden
Erinnerungen wach an den
UTMB 2010.
Ich treffe Adrian Brennwald,
eigentlich heute Mitfavorit. Der Weltmeister im Mehrfach-Langdistanz beim
Triathlon bedauert vor allem die Streckenverkürzung. denn jeder Meter
weniger verringert seine Chancen. doch auch er hat - im Gegensatz zu vielen
anderen Läufern - wie ich die Chance, sich noch einmal auf ein Hotelbett
zurückziehen zu können. Ein Großteil der Läufer hat allerdings schon
zwangsläufig ausgecheckt und das Gepäck auf den Weg nach Chur gebracht. Für
die heißt es: "Was tun jetzt?"
Ich kann mich zum glück nach dem
Frühstück noch einmal umziehen und mache mich mit Tine zusammen auf den Weg
nach St. Moritz.
Den Rucksack noch einmal für 8 Stunden ins
Eck gestellt.
Ausflug nach St. Moritz!
Kaffee im altehrwürdigen Cafe Hanselmann in St. Moritz!
In St. Moritz lenke ich mich bei
einem Schaufensterbummel ab. Bei einem Kaffee im altehrwürdigen Cafe
Hanselmann baue ich die abgesackte Spannung wieder neu auf und beginne, mich
auf die am Nachmittag anstehenden 154 km neu zu konzentrieren.
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