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Brocken Challenge 2012
Der Sonne entgegen

Von Eisbärten und einem Hauch Sonne
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Der Entsafter

„Minus 45 Grad. Wir leiden mehr und mehr unter der Kälte. Die Bedingungen sind unmenschlich. Meine Finger haben Schaden genommen. Gott im Himmel weiß, was aus uns wird.“

Hjalmer Johansen (1944)


Der Sonne entgegen.

Auf einer gut zu laufenden dünnen Neuschneedecke geht es weiter. Die Vorberichte über den Streckenzustand und die tatsächlichen Verhältnisse machen weiter Mut für die kommenden Kilometer. Es sieht tatsächlich nach einer rekordverdächtigen Challenge aus. Gefühlt bin ich um einiges flotter unterwegs als vor 2 Jahren, als der Tiefschnee von Beginn an seinen Tribut forderte.


Enteilt, doch wieder eingefangen!

Doch der nächste "Fang" ist in der Ferne schon zu erkennen.

Auch Radlfahrer dürfen die BC bestreiten. Ob sie es aber leichter haben? Ich wage es zu bezweifeln.

Gerade eben habe ich mir Joes Bilder angesehen und seinen Bericht auf M4Y durchgelesen. Was habe ich nur falsch gemacht? Ich bin weder so eingefroren durch den Harz gesprungen (hab mich vermutlich nicht ordentlich verausgabt), noch fließen mir gerade die heroischen Worte aus der Feder (wohl eher "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins").

Und ich schwöre: Diesen Satz hatte ich schon geschrieben, bevor ich Deinen Bericht kannte, Joe!

Es wird zusehends sonniger. Immer öfter fallen Strahlen durch die lichten Baumwipfel. Sie wärmen zwar nicht wirklich, doch stärken immens das Gemüt. Die sowieso schon gute Laune steigt.


Die Wolken lösen sich auf. Immer öfter scheint die Sonne.

Die Schatten sind lang, der Morgen noch jung. Und die Laune steigt von Minute zu Minute.

Unsere Gruppe ist wieder vereint. Frank, Dagmar, Holger und ich. Gemeinsam läuft es sich leichter, vergehen die Minuten wie im Flug und Kilometer für Kilometer verschwindet unter unseren Sohlen.


Dagmar gibt die meiste Zeit die Pace vor. Sie wird nach 42 km aussteigen, das steht fest.

Unsere harmonische Gruppe.

So verschwindet Kilometer für Kilometer unter unseren Füßen.

Irgendwo in der Ferne liegt der Brocken, das Ziel des heutigen Tages.

Immer wieder checke ich meine "Aggregate":
Die Füße... schmerzfrei;
Die Beine... locker!
Der Oberkörper... warm;
Der Rücken... ein verspannter Rücken zeugt vom ungewohnten Rucksack!
Die Nase und Wangen... kühl, doch nicht eingefroren!
Die Gedanken... klar, besonnen, ungetrübt und positiv!

Alles ist grünen Bereich. Ich verändere meine Haltung, die Rückenschmerzen verschwinden.

Zu schreiben, alles sei "easy" wäre nun auch wieder gelogen. Denn, natürlich macht mir die Witterung zu schaffen. Ich spüre, wie mir in den kurzen Stopps die Kälte in den Körper kriecht, vermeide zu hohe Belastungen und versuche, möglichst nicht ins Schwitzen zu kommen. Das funktioniert recht gut.

Ich versuche nur, eine Harmonie zwischen mir und meiner Umwelt zu schaffen, das hilft mir, heute zu bestehen.


Die Spuren der Führenden zeichnen sich deutlich im Schnee.

Wie viele mögen bereits vor mir hier lang gekommen sein? 20 oder 25... ich merke nur, dass sich im Laufe der Zeit die Anzahl der Spuren im Schnee verringert.

Der Anstieg zum Roten Berg steht an. Meine Blase zwingt mich an den Straßenrand, ich will jedoch nicht am Berg anlaufen müssen. Lange muss ich mich gedulden, bis der Hügel bezwungen ist und ich meinem Drang nachgeben kann. Es ist nicht nur der Brocken selbst, der schlaucht. Die ständigen kleinen Erhöhungen "im Anlauf" sind es, die Kraft kosten, unmerklich zwar, aber letztendlich doch entscheidend.


Holger und Frank im Gegenlicht.
 

„Dabei ist jedoch der Mensch ein Teil der Natur, nicht ihr Herrscher (..) In unserer pseudo-zivilisierten Welt wird die Natur als käufliche und stets erneuerbare Ware gesehen, die gefälligst bereit zu stehen hat, um unseren Freizeit- und Erholungsbedarf zu decken."

Arved Fuchs (1953) - Von Pol zu Pol


 



Auf der Hochfläche hat der Wind seine Hand mit im Spiel.

Vorne Frank, hinten Holger

"Jeder Entdecker erlebt Abenteuer. Sie regen ihn an und er denkt gerne an sie zurück. Aber er sucht sie niemals auf."

Roald Amundsen (1872 - 1928)

Barbis taucht auf. Am Verpflegungspunkt haben wir gerade die Marathondistanz erreicht. Deshalb bietet sich der Ort zum Ausstieg geradezu ideal an. für alle, die weiter laufen wollen, bedeutet Barbis Halbdistanz. Frank ergänzt nur trocken: "Aber noch lange nicht Halbzeit..."

Denn hinter Barbis warten zunächst "der Entsafter", dann die Loipen mit ansteigendem Gelände und zunehmend Schnee. Und zuletzt dann noch die anstrengenden 400 Höhenmeter hoch zum Brocken.


Barbis liegt vor uns. Wir haben die Hälfte der Distanz zurückgelegt, doch noch lange nicht die Hälfte des Rennens hinter uns.

Auf Frank wartet schon wieder der NDR und bittet zum Interview.

Der Entsafter, ein berüchtigtes Wegstück, fast schnurgerade. Zermürbend und schweißtreibend, weil sanft, kaum sichtbar ansteigend. Wer hier zu viel will, läuft Gefahr, viele Körner liegen zu lassen und den Körper stetig auszutrocknen, wie ein Entsafter eben. Die Verpflegungsstelle am Jagdkopf (km 54) kann nicht jedes Jahr besetzt werden. Das bedeutet, dass der Läufer hier u. U. mehr als 20 km auf einer schwierigen Wegstrecke autark sein muss. Auch deshalb hat Barbis eine rennentscheidende Funktion. Hier gilt es, ausreichend Essen und Trinken zu sich zu nehmen, um die folgenden 20 km gut überstehen zu können. Wer sich in Barbis stümperhaft versorgt, bekommt die Quittung auf dem Fuß.


In Barbis gilt es, sich ordentlich und reichlich zu versorgen.
Hier beginnt die echte Challenge. Alles andere bisher war nur ein Vorspiel.

Wer hat denn die Brücke hier hin gestellt? an die kann ich mich nicht erinnern.
Bad Lauterberg

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Der Entsafter




 

 

 

 

 

 

 

 

 

"Weg ist zwischen dem letzten und dem nächsten Schritt!"

© Ultra-Habicht


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