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Die Bahnschranke des Grauens!
Aus der Sicht des Querläufers

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Das Duell aus der Sicht des Querläufers!

5 ETAPPEN – 73 KILOMETER – 1800 HÖHENMETER!

Das sind die nackten Fakten des Churfranken Trail-Running. Ein Geheimtipp für die Liebhaber der Langstrecke quer durchs Gehölz. Also für ganz Durchgeknallte, um sich den letzten Rest der vorhandenen Gehirnzellen abzutöten. Davon ist meine Läuferfrau absolut überzeugt. Die Veranstaltung startet sonntags früh um 7.15 Uhr. Rund sieben Stunden später will ich im Ziel sein.

Anspruchsvoll, sage ich. Total bescheuert, sagt meine Frau. Zudem steht noch eine besondere Herausforderung an. Das DUELL wirft seinen Schatten voraus. Mein Lauffreund Dieter, seines Zeichens Ultra-Habicht, hat mich gefordert. „Typisch Mann. Alberne, pubertäre Muskelspiele.“, meint die Läuferfrau dazu. „Du wirst Deine sportliche Lektion am Berg schon bekommen. Gegen den Ultra-Habicht hast Du doch keine Chance“, ist sie sich sicher. Aber nichts da. Dafür habe ich das letzte halbe Jahr trainiert. Ich bin fit. Körperlich: Jeden Hügel um Röttenbach kenne ich mittlerweile auswendig. Und Geistig: Laufberichte und Streckenbeschreibungen habe ich zuhauf gelesen. Das Streckenprofil hängt seit Wochen neben meinem Bett. Mein Trainingsplan liegt unter meinem Kopfkissen. Aus dem Internet habe ich mir die Sprüche der Motivationstrainer geholt. Das Training zielt seit 3 Monaten auf dieses Laufevent ab. Meine Familie wurde zu einem als Urlaub getarnten Trainingslager in Kärnten überredet. Kilometer und Höhenmeter habe ich gesammelt. Ein Höhentrainingslager als Trainingshöhepunkt bildete den Abschluss der Schufterei. Und jetzt ist es so weit. Ich stehe am Start.


 Von jetzt an liegen kaum m

Unglaublich, ich der Flachlandtiroler hier zwischen den Ultras und Bergspezialisten. Erwartungsvoll aber konzentriert stehen wir am Start. Countdown. Endlich. Die Reise beginnt. Entschlossen laufen wir los. Meine Augen spannen sich zu kleinen Schlitzen. Mein Gesicht sagt, wenn ich will, kann ich von hier bis nach Norwegen laufen. Nur mit einem Stück Dörrfleisch in der Trikottasche. Das Feld zieht sich schnell auseinander. Am Anfang noch locker und flapsig. Schon der erste Anstieg trennt Dieter und mich. Aus dem Augenwinkel sehe ich ihn noch um eine Kurve verschwinden. Ich lasse ihn ziehen, muss mein Tempo gehen.


 An der Bahnschranke des Grauens

Die ersten 300 Höhenmeter habe ich hinter mir. Bergab will ich wieder den Anschluss finden. Ich fühle mich gut. Raumgreifende Schritte. Flache Atmung. Es läuft prima. Doch dann, nach rund 45 Minuten ist das Duell auch schon beendet. Zehn Meter vor mir senkt sich eine Bahnschranke. Mist! Aber Jammern gibt es nicht. Es geht weiter. Zum Ziel ist es noch weit. Noch 4 Etappen. Immer wieder wird es steil. Wir kämpfen uns hoch. Trittsicher. Der Kampf Mann gegen Berg. Die Trinkflaschen werden leer und füllen sich auf wundersame Weise an den zahlreichen Verpflegungsständen.


 Das Duell auf der Ziellinie!

Dann führen uns schmale, steinige Trails nach unten. Ringsum der Wald, manchmal schroffe Felsen, steile Abhänge, Wiesen im Tal, Ruinen am Berg, der Main neben uns – Kopf und Blick nach vorn zum Ziel gerichtet. Die Oberschenkel brennen. Berglaufen, die Königsdisziplin. Das ist schon etwas anderes als Golf oder Schach. Oder mit dem Lift zur Bergstation. Den Rucksack voller Wurstbrote. Also bitte nicht falsch verstehen. Ich habe nichts gegen Schlafwandler.


 Sieger!

Trail-Running ist schon etwas Besonderes. Die Zuschauer entlang der Strecke feuern uns begeistert an. Klatschen. Rufen. Leiten uns den Weg. Wir trinken und essen in der Bewegung. Nichts kann uns stoppen. – Außer diese Treppe vor mir. Eine Treppe? Senkrecht vor mir ragt sie in die Höhe. Mein Blick geht langsam nach oben. Sie findet kein Ende. Oder doch? Ungefähr 1000 Stufen über mir. Jetzt wird es ernst.


 Querläufer und Ultra-Habicht

Schritt für Schritt kämpfen wir uns nach oben. Meine Füße kleben am Boden. Es ist wie in einem Traum. Ich komme nicht von der Stelle. Im Zeitlupentempo stolpere ich Stufe für Stufe nach oben. Ein Kilometer wird zur Unendlichkeit. Die Laufpartner wechseln. Manchmal vergesse ich Zeit und Raum. Es zählt nur noch die Bewegung. Schritt für Schritt. Die Atmung: ein und aus. Ich gebe mich diesem Rhythmus hin. Irgendwann erwache ich aus meiner Trance. „Jetzt geht es nur noch bergab!“, ruft jemand. Der Weg wird flach. Vor mir taucht das 73er-Schild auf. Die Zuschauer treiben mich zum Zielkanal. Einen Zielsprint gibt es heute nicht. Im Ziel erwartet mich Dieter. Der alte Hase bei Ultra- und Bergläufen musste sich nur René Strosny geschlagen geben. Der Ultra-Habicht segelte auf Platz 2.

Run happy and smile!
Euer Querläufer


Jochen Brosig
Röttenbach, den 24. September 2012
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