Gut gefüllte Startlisten, dafür trübe
Wetteraussichten waren im Vorfeld der Jubiläumsauflage des 10. LGT Alpin
Marathons zu lesen. An nicht ganz der Hälfte dieser Veranstaltungen habe ich
teilgenommen. Viel zu wenig, um wie 17 Starterinnen und Starter im Ziel in
Malbun einen Sonderpreis zu erhalten. Denn diese 17 Läufer haben bislang
keinen der 10 Marathons versäumt.
Das Schloss von Vaduz
17 bis 18 Grad und leichter Regen
stand in den Online-Wettervorhersagen zu lesen, Regen, teils erst gegen
Mittag, teils bereits am Morgen. Das Liechtensteiner "Vaterland" ging gar
davon aus, dass es erst am Nachmittag regnet und hoffte, dass die
Spitzengruppe trocken das Ziel erreicht. Ich befürchte eher die schlimmeren
Varianten, wünsche mir Erwin und Thomas, zwei "begabte Wetterhexen", an
meine Seite. Ein Sonnenrennen wie 2003 wird es wohl nicht werden, eher so
wie 2004, als es schon mal vom Start weg bis ins Ziel ununterbrochen
regnete.
Die Autodächer nass, die Wolken tief in den
Tälern, das verheißt nichts Gutes für Heute
Ich erinnere mich zurück.
2003: Damals hatte fast jeder
Zuschauer Wassereimer und Schwämme oder gar einen privaten kleinen
Versorgungsstand für uns bereitgestellt, so heiß war es. Nach dem Lauf ging
ich ins Freibad, wo mich dann ein heftiges Gewitter in die Flucht schlug.
2004: Mein Pannenlauf. Bei der
morgentlichen Fahrt über den steilen Schellenberg blieb mein Fahrzeug
stehen. Der wenige Sprit schwabte im Tank nach hinten und unterbrach die
Benzinzufuhr. Während des ganzen Laufs plagten mich Kniebeschwerden und im
Ziel hatte ich die Wechselschuhe vergessen, durfte nach dem Duschen wieder
in die nasskalten Rennlatschen steigen.
Dieses Jahr konnte ich meine
Badehose getrost zu Hause lassen, dafür packte ich eine umfangreiche Auswahl
an Laufkleidung ein. Ich würde mich wohl erst kurz vor dem Start
entscheiden, was zu tragen sinnvoll erscheint. Deshalb mache ich mich am
Samstag auch frühzeitig auf den Weg, um noch einen Parkplatz direkt am
Startgelände der Fa. Ospelt zu erhalten. Das Unternehmen ist bekannt für
Fleisch- und Wurstwaren, die unter dem Namen "Malbuner" vertrieben werden.
Malbun... das wird Ziel des heutigen Laufes sein.
Beeindruckend zwar, aber nicht der Blick,
den ich mir erhoffte!
Auf der Fahrt regnet es leicht,
kurz vor dem Start ist es trocken. Also entscheide ich mich für ein kurzes
Shirt und darüber eine ärmellose Weste zum Schutz vor Regen und Wind.
Jonathan Wyatt, mehrfacher Berglauf-Weltmeister, macht sich diese Gedanken
offensichtlich nicht. Wie immer ist er im bekannten schwarzen (gelegentlich
auch weißen) Singlet unterwegs. Entspannt wie immer lächelt er in jeden
Photoapparat, "ein Star zum Anfassen" ohne jegliche Allüren, so habe ich ihn
im vergangenen Herbst bei der
Tour de Tirol, seinem Heimspiel, kennen
gelernt.
Jonathan Wyatt bei seinen
Startvorbereitungen
Doch schon gilt es, sich am Start
zu formieren, die schnellen und ambitionierten Läufer wie immer in der
ersten Reihe, der Rest hintendran.
Startaufstellung
gebückt neben Wyatt, Martin Schedler, der spätere 2.
Los gehts!
Am Start nervös und explosiv wie Rennpferde,
die Spitzenläufer
Das weitere Feld hingegen startet gelassen
und eher bedächtig
Ohne Nass von oben starten wir in
die ersten flachen Kilometer Richtung Süden. Den ersten Kilometer lege ich
in 2 Minuten zurück, wie so oft habe ich beim Start vergessen, die Stoppuhr
zu starten, dies erst einige Minuten später nachgeholt. Zum Sortieren des
Feldes geht es zunächst 2 Kilometer die Straße entlang, danach biegen wir
rechts ab Richtung Rheindamm, auf dem es praktisch eben und fast
schnurgerade bis nach Vaduz geht.
Das Vorderfeld hat sich unerwartet früh
schon auseinandergezogen!
Die Spitze des Feldes kann ich
schon nicht mehr entdecken, dafür eine kleine Läuferin mit wehendem langen
Haar. Nichts wie hinterher. Wie vermutet ist es meine Schweizer Lauffreundin
Denise, auf schnellen Sohlen unterwegs. Ich gebe mir die Strecke bis
zum Rheindamm für ein Pläuschchen mit ihr. Sie meint, das Tempo wäre wohl zu
hoch, gibt aber natürlich nicht nach... Understatement. Mir ist klar, dass
sie heute ein schnelles Rennen hinlegen wird. Der Rheindamm ist erreicht,
wir verabreden uns schnell noch im Zielbereich und mit einem nett gemeinten
"Du Hirsch!" flitzt Denise von dannen. Den Hirsch habe ich mir eingehandelt,
weil ich mein Mobiltelefon in der Unterkunft vergessen habe, so müssen wir
hoffen, dass wir uns in der Menge im Ziel nicht verfehlen. Ich bin dabei
jedoch gelassen. Die ersten 10 des Klassements werden geehrt, ich weiß also,
wo ich sie treffen werde.
Auf dem Rheindamm gen Süden. Leider spielt
das Wetter nicht mit.
War es am Start noch trocken, setzt
jetzt wieder Regen ein. Er wird uns - mal stärker, mal weniger heftig - bis
ins Ziel begleiten. Zwei Läufer unterhalten sich über den
Ultra-Trail du Mont-Blanc und den
Chiemgau
Ultra. Ich klinke mich kurz ins Gespräch, aber auch rasch wieder
aus. Nein, den Lauf heute werde ich nicht verquasseln wir vor drei Wochen
den Rennsteiglauf.
In der Ferne ist zunächst das
Schloss von Vaduz zu erkennen, später entdecke ich die Lichtmasten des
Stadions. Ich weiß, dort verlassen wir den ebenen Damm, noch ein Kilometer
durch die Stadt und dann beginnt das eigentliche Rennen.
Zunächst das Schloss, dann das Stadion in
der Ferne, Wahrzeichen und markante
Punkte im Stadtbild von Vaduz
Da Liechtenstein in der
WM-Qualifikation vor nicht allzu langer Zeit gegen Deutschland spielte, ist
mir das schmucke kleine Stadion wohlbekannt. Mir fällt ein, auch heute
findet ein Qualifikationsspiel der Gruppe 6 mit Liechtensteiner Beteiligung
statt, allerdings auswärts in Finnland, ein bekannt unangenehmer Gegner.
Am Stadion von Vaduz
Wir verlassen den Rheindamm, biegen ab
Richtung Innenstadt
9 leichte Kilometer sind
absolviert. Wobei, so leicht sind sie gar nicht, denn es gilt sich für das
richtige zu entscheiden. Nicht zu schnell, um keine später wichtigen
"Körner" zu vergeuden, aber auch keine Zeit vertrödeln. Meine verliefen nur
"suboptimal", ein lang gezogener Spurt hinter Denise her, dagegen auch schon
etliche Photostopps. Doch das wenige Licht lässt photographieren aus dem
Lauf nicht zu, die Bilder erweisen sich später alle als verwackelt.
Die ersten 9 Kilometer sind schnell
geschafft.
Die beiden fröhlichen Staffs wünschten sich
ein gemeinsames Bild. Fast hätte Veronique dieses verhindert.
Langsam aber sicher bereits ich
mich mental auf den bevorstehenden Tempo- und Rhythmuswechsel vor. 1
Kilometer noch und dann gilts.
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