Der Brixen Dolomiten Marathon 2011
Bergwelten und Zweikämpfe!
Erste Kilometer
zurück zum Start
Wieder 500
Höhenmeter
Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu
sein...
Rund 11,4 km sind es bis zur
Talstation der Seilbahn. Hinzu kommen rund 500 Höhenmeter. Eine gute Stunde
nach dem Start will ich dort sein, also ein doch ordentliches Tempo
anschlagen. Doch ich hoffe natürlich, Tine noch einmal zu treffen, bevor sie
sich mit der Gondel in die Höhe schwingt und Vorsprung gewinnt. So sammel
ich Meter für Meter Läufer des schon weit gezogenen Feldes ein. doch ich
fühle mich gut, die Beine sind locker, weshalb also nicht?
Ich gebe ein wenig Gas.
Läufer für Läufer wird von mir eingesammelt.
Gedanken darüber, dass ich irgendwann dafür die Quittung bekommen könnte,
mache ich mir nicht.
Die Talstation ist erreicht. Mein Blick schweift links und rechts.
Ein Kuss, eine Umarmung, ein Photo und ich
lasse Tine (Bildmitte) und die Talstation hinter mir.
Ein nächster etwas
anspruchsvollerer Teilabschnitt liegt vor uns. Wieder sind auf 5 km rund 500
hm zu bewältigen. Dann befinden wir uns bereits über 1500 M. über dem
Meeresspiegel. Mit viel Respekt mache ich mich ans Werk.
Unterhalb der Gondel kreuzen wir aufwärts.
Von oben betrachtet sind wir Läufer gut zu erkennen.
Ich selbst schaue weniger nach unten denn
nach Vorne (also nach oben). Mächtig steil ists.
Wenige Meter Weg, doch viel Höhengewinn.
Auf einem breiten Forstweg gewinnen
wir Höhe. Bereits von der Ferne aus kann ich einen Zweikampf beobachten.
Zwei Damen - sie müssen augenblicklich ziemlich weit vorne liegen -
taktieren und bekämpfen sich. Mal liegt die eine vorne, mal überholt die
andere durch eine verkürzte Trinkpause. Man erkennt, sie nehmen ihren
Wettkampf ernst. Bei mir ist das nicht so. Ich will heute nur gut ankommen
und einen schönen Bergmarathon laufen. Und natürlich schöne Bilder mit nach
Hause bringen. So sind die Ansprüche eben verschieden. Ich habe meinen
Saisonhöhepunkt in diesem Jahr eher bei der doppelten Distanz (Strecke und
Höhenmeter) beim
The MOUNTAINMAN im August.
Ein Forstweg bringt uns vorwärts und in die
Höhe.
Vor mir taktieren und kämpfen zwei Damen.
Vom Streckenposten im urigen Feuerwehrfahrzeug nehmen sie kaum Notiz.
Wer die Ausschreibung nicht
ordentlich liest, kann beim Brixenmarathon seine böse Überraschung erleben.
denn zwischen Start und Ziel liegen nur rund 1900 Höhenmeter. Damit bewegt
sich einzigen Südtiroler Marathon eigentlich auf Niveau des
Jungfrau-Marathons oder des
LGT in
Liechtenstein. Da jedoch auch deutliches Gefälle im Profil ist,
summieren sich die Höhenmeter auf insg. 2340 und das sind deutlich mehr als
andernorts üblich.
Im mittleren Abschnitt wechseln Steigungen
und Gefälle ständig.
Dann folgen wieder fast ebene (leider nur
kurze) Teilstücke.
Doch die leichteren Abschnitte erlauben Abschweife zu einem herrlichen
Rundum-Blick.
Und je höher wir klettern, desto
mehr öffnet sich der Blick auf die Gipfel der Dolomiten, jene bizarren
Felsnadeln aus Kalk und Dolomit.
Der Himmel strahlendblau und doch ist es
ziemlich kühl heute.
In der Ferne tauchen die markanten Spitzen der Dolomiten auf.
Alpenromantik pur.
In St. Georg erreichen wir bei km
19 auch 1500 Meter über dem Meeresspiegel. Wir laufen nun zwar schon rund
1000 Meter oberhalb von Brixen, doch das Ziel liegt ebenfalls noch rund 1000
Meter über uns. Zudem müssen wir an der Schatzerhütte noch einmal fast 100
Meter abwärts.
St. Georg
19 km liegen nun hinter uns, doch noch 23 vor uns.
Ich erfreue mich an den saftigen Wiesen
Vorräte für den kalten Winter.
Trotz der abwechslungsreichen
Strecke bleibt mir nicht verborgen, dass es auf den letzten Kilometern bei
mir nicht mehr richtig rund läuft. Es ist weniger die Steigung, die mich
bremst als vielmehr mein Körper. Die Beine wollen, doch der Oberkörper
wankt. Zumindest fühle ich mich so. Ob es von der Kälte herrührt oder von
der Anstrengung? Ich weiß es nicht. Auf alle Fälle bin ich nicht mehr so
spritzig wie zu Beginn des Rennens. Schade. Ich beschließe, mich bewusst
zurückzuhalten und denke an die Worte meines Lauffreundes Ernesto: "Hab
Geduld, wenn es Dir mal etwas schlechter geht. Das vergeht! Dann kommen auch
wieder bessere Stunden."
Zur Hälfte des Rennens liege ich zwar noch gut in der Zeit, fühle mich aber
undefiniert etwas unwohl.
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