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The North Face Ultra-Trail du Mont-Blanc
8. Champex-Lac

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Champex-Lac
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Hast du ein Unternehmen vor, so gehe mit Bedacht ans Werk; was du aber erwählt hast, dabei bleibe auch fest bestehen.
Bias von Priene


Champex-Lac

Auf dem Weg von La Fouly nach Champex-Lac werde ich den absoluten Tiefpunkt erleben. Und das aus eigener Dummheit. 12 km und ständig leicht bergab habe ich im Hinterkopf. Es ist das erste Mal, dass ich ernsthaft nach vorne blicke, den nächsten Zwischenpunkt herbeisehne. Und es klappt gut. Die Strecke lässt sich zunächst gut laufen, es geht leicht bergab und ich komme vorwärts. Und nach 1 Stunde und 45 Minuten sehe ich Lichter vor mir, ein wenig früh wie mir scheint, aber warum nicht. Auf malerischen Straßen gehts hinein in den Ort und... auf der anderen Seite wieder hinaus. Doch in der Ferne sehe ich schon die nächsten Lichter, das wird es sein. Alle nehmen etwas Fahrt auf und so erreichen wir schnell die ersten Häuser, doch es ist zu still. Zum Glück sehe ich in der Ferne, nur wenige hundert Meter hinter dem Ortsende, ein Zelt. Schnell erreiche ich den Kontrollpunkt, gleich muss ich da sein. Doch es geht erst mal bergan, steil bergan, über 400 Höhenmeter. Kräfte schwinden, die Moral noch mehr. Der Punkt zum Ausstieg ist gekommen. Und die nächste Kehre auch. Nichts geht mehr. Und noch eine Kehre. 122 km und 26 Stunden sind aller Ehren wert. Klaus wartet und das Auto, ich werde einsteigen. Das sind nie und nimmer nur 12 km und ich bin schon weit über 2 Stunden unterwegs.


am Tiefpunkt in Champex-Lac; die Akku ist leer, die Moral im Eimer!

Endlich bin ich da und sehe Klaus. Der meint erst mal gelassen, er müsse zunächst meinen Zustand dokumentieren, photographiert mich. Dann bringt er mich ins Zelt, nimmt mir meine Ausrüstung ab, holt den Effektenbeutel, während ich mich zur Massage anstelle.

 
Der "Knackpunkt"
Wer über Champex-Lac hinauskommt, hat gute Chancen, das Ziel zu erreichen

 

Während der Massage stelle ich mir vor, in Chamonix einzulaufen, versuche zu spüren, wie es sein wird. Und ich sehe mich einlaufen, die Ziellinie überqueren und es fühlt sich so verdammt gut an.

"Dieter, wolltest Du deine Grenzen kennen lernen oder warst Du willens, darüber hinaus zu gehen?" - "Du hast ja recht, aber es wird verdammt hart. Evtl. 14 oder 15 Stunden!" - "Aber wolltest Du das nicht? War Dir das nicht bewusst?" -  "Doch schon, aber dass es jetzt bereits so hart ist, hatte ich mir nicht vorgestellt" - "Teile es dir ein, bis Trient, bis Vallorcine, bis ins Ziel, Schritt für Schritt und Du wirst sehen, es geht"

Während mir zwei freundliche Jungs mit gutem Griff an beiden Beinen gleichzeitig die harten Stellen aus den Beinen massieren, rede ich gedanklich mit mir selbst. Als mir Klaus dann nach der Massage noch eine dicke Grillwurst und Pommes serviert, steht mein Entschluss fest. Ich mache weiter. Wie zum Schwur versende ich ein paar Kurzmitteilungen zu Freunden, die mich in Deutschland gedanklich begleiten. Ich ziehe mich um für die Nacht. Es geht weiter, hinaus in die Nacht.

 
Bildeindrücke rund um Champex-Lac
 
Die Einen kommen, die Anderen verlassen Champex-Lac, meistens kurz
begleitet von Freunden oder Verwandten

 

Ich werfe noch einen Blick in die Runde. Viele schlafen hier in den Lagern oder an den Tischen. Müde Augen überall blicken in die Runde. Ich erkenne, hier ist der Scheideweg. Viele werden hier abbrechen, das Rennen beenden. Und so bin ich auch ein wenig stolz auf mich. Ich habe meinen Tiefpunkt überwunden, ich bin weiter im Rennen. 1 1/2 Stunden hat mich der Aufenthalt gekostet, aber ich mache weiter. Draußen ist es Nacht geworden und ich verschwinde in der Dunkelheit.

Zum ersten Mal bin ich ganz alleine unterwegs. Die Ruhe hilft mir, wieder endgültig zu mir zu finden. Ich bin wieder in mir. Konzentriert suche ich mir meinen Weg. Es ist nicht so einfach, da ich meinen Blick und den Schein der Stirnlampe zum einen konzentriert auf meinen Weg, zum anderen aber auch vorausblickend zur nächsten Wegmarkierung richten muss.

Guten Mutes mache ich mich auf ins 15 km entfernte Trient. Dort werde ich die Schweiz verlassen und wieder französischen Boden betreten haben.

weiter zu Teil 9

 

 

 

 

 

 

 

 

 

"He attacks without warning!"

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