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Gestartet wird auf dem Sportgelände in Förrenbach
Die Etappe 9 hat es
ins sich. Sie ist zwar taktisch nicht so anspruchsvoll zu laufen wie die
Königsetappe von Neuhaus nach Hartenstein. Auch ist sie mit 5 km relativ
kurz. Doch es wird verdammt schwer. Denn bereits nach 400 Metern, die wir
zunächst Richtung Ortsmitte laufen, geht es nach links weg und steil
bergauf. Und die kommenden 1,5 km geht es mit einer durchschnittlichen
Steigung von rund 10 % etwa 140 Höhenmeter aufwärts.
Während ich mich auf zur 9. Etappe machen,
treffen sich die Jungs zum "Bolzen"
Von nun an gehts bergauf
Und das mächtig steil.
Da bleibt keine Zeit
zum Einlaufen. Innerhalb kürzester Zeit geht der Puls auf Anschlag und ist
erst mal zu halten.
Schon nach ca. 800 Metern befinden wir uns
hoch über dem Sportgelände
Doch dann irritiert
mich die offizielle Streckenbeschreibung:
"Wir laufen in
nördlicher Richtung nach Förrenbach. Nach 400 m scharf links bergauf. Nach
50 m wieder links. Nach 400 m rechts bergauf."
Geht es hier geradeaus oder rechts weg?
Ich laufe hier leider falsch und treffe erst im späteren Verlauf wieder auf die richtige
Strecke.
Doch ab hier bin ich - von rechts kommend -
wieder auf dem richtigen Weg. Die richtige Route kommt in gerader Richtung
aus dem Wald
Auf der Anhöhe
angekommen, geht es zunächst einmal nahezu eben weiter. Ich komme an eine
Gabelung und bin mir von nun an wieder sicher, auf dem richtigen Weg zu
sein. Jetzt, wo die Unsicherheit verschwunden ist, kann ich auch endlich den
Weg genießen. Waren die letzten Abschnitte immer auf Asphalt, freue ich mich
endlich wieder über Forstwege laufen zu können.
Endlich führt der Landkreislauf wieder über
Forstwege
Von links kommend
nähern wir uns der Kreisstraße und treffen wenige Zeit später am Hinweis für
das Mahnmal der KZ-Opfer auf diese.
In der Nähe der KZ-Gedenkstätte treffen wir
auf die Kreisstraße
Wir halten hier die
Richtung und biegen in die Kreisstraße ein. Ab hier gewinnen wir wieder
merklich an Höhe und kommen nach ca. 700 Metern nach Schupf. Mitten im Ort
passieren wir das "Gasthaus Stern" rechter Hand, ein kurzer Anstieg und wir
erreichen am Vereinsheim Jurahöhe das Ziel. Hier bin ich nun doch etwas
erschöpft, vergesse glatt das obligatorische "Zielphoto".
ca. 700 Meter sind es noch, bis wir Schupf erreichen
Im Ort halten wir uns rechts von der Gastwirtschaft "Stern". Das Ziel ist
nahe!
Renntaktik:
Die
9. Etappe ist nur 5 km lang, doch die haben es in sich. Ohne Zeit,
sich rund zu laufen, geht es sofort in die Vollen. 1,5 km Anstieg
bei 130 Meter Höhenunterschied fordern die Läufer gewaltig. Es ist
fast zu vermuten, dass auf der Höhe die Entscheidung an der Spitze
schon fast gefallen ist. Es wird dann nur noch darauf ankommen, in
den normalen Laufrhythmus zu kommen, für erfahrene Läufer wohl kaum
ein Problem.
In den hinteren Reihen werden viele den Anstieg wohl gehend
bewältigen. Für alle dazwischen gilt es, den Anstieg möglichst
gleichmäßig und locker in Angriff zu nehmen, um dann auf den
späteren flacheren Passagen Fahrt aufnehmen zu können. |
hier kann man die
neue Streckenbeschreibung als pdf-Datei laden
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Etappe 10
Zur Etappenbeschreibung auf der
Homepage des
Landkreislaufes |
Mein Wettkampf
Für das Team der Gersdorf Runners auf
der 9. Etappe des Landkreislaufs unterwegs von Förrenbach nach Schupf.
Eine Woche ist seit dem Rennsteiglauf vergangen, der
in diesem Jahr aufgrund der Streckenbedingungen extrem anstrengend war. Dort
absolvierte ich den Supermarathon über 72,7 km (siehe
Bericht) Eine Woche ist als Zeitraum für die Regeneration wohl
nicht ausreichend. Das spürte ich auch, als ich nach einigen Tagen Laufpause
Mitte der Woche einen kleinen Formtest absolvierte.
der wecker klingelt 7 uhr schon im
stress
du schmeißt dich aus dem bett machst dich kurz noch frisch
und bist schon wieder auf dem weg* |
Läuferleben... früh aufstehen, kurz frisch machen und
los gehts, das 3. Wochenende jetzt hintereinander... nur dass mir heute
etwas mehr Zeit bleibt, Start ist am Nachmittag. Letzte Woche hingegen
startete ich nach Schmiedefeld schon kurz nach Mitternacht, um pünktlich um
6 Uhr am Start in Eisenach zu stehen.
Ich steige mit geringen Erwartungen in den Wagen, dafür mit um so mehr guter
Laune. Schaffte ich im letzten Jahr noch einen Platz in den Top 10 auf
meiner Etappe, schraube ich meine Hoffnung für heute zurück. Unter den
ersten 20 im Ziel in Schupf einzulaufen, genügt. Vor allem auch deshalb,
weil in diesem Jahr wieder deutlich mehr Teams gemeldet haben als 2008.
Die Sonne scheint, schwungvolle Reggae-Musik von
Culcha Candela im CD-Player, fahre
ich in Förrenbach auf den Parkplatz, beim Bremsen staubt es auch noch auf.
O.k., jeder hat mich bemerkt, zum Glück sind noch nicht so Viele vor Ort.
Wenig später kommt mir beim warm laufen ein flotter
Läufer entgegen, ziemlich schnell für ne Vorbereitung, denke ich. Und er
trägt auch noch meine Startnummer 77. Ich begreife. Der Führende der 8.
Etappe naht, Teamkollege Florian läuft einem ungefährdetem Sieg entgegen,
eine Hypothek für mich?
vor dem Start
13:30 Uhr erahnen wir den Startschuss (die Pistole
hat Ladehemmung) und 136 Läufer machen sich auf den Weg. Da ich weiß, dass
es gleich steil wird, gilt es, im Vorderfeld zu starten, den Kontakt zur
Spitze möglichst lange zu halten. Ein paar Drängler aus der ersten
Startreihe sind schnell überholt, nach 300 Meter hat sich die Spitze schon
sortiert und wir biegen links ab, von nun an gehts bergauf!
who got the key to get out of this
body
who got the key to get out this life
who got the key to get out of this body
who got the key to get out* |
Den Song aus dem Auto im Ohr keuche ich nach oben,
wieder mal merke ich, die schnellen Dinger sind nix für mich. Die Spitze
enteilt, ich habe Reggae im Blut, was solls?
Der Anstieg ist fast geschafft, da ertönen die Klänge
eines Akkordeons, reißen mich aus meiner Meditation. Mitten im Wald steht
ein Mann und spielt, das ist ja fast wie am Rennsteig am Possenröder Kreuz,
wo uns seit Jahren ein Trompeter mit seinen Klängen begrüßt. Danke!
more war less opportunity
we are creating chances with music and unity
one by one step by step song by song* |
"one by one song by song" überhole ich einen Läufer,
werde selbst ebenfalls überholt. Rang 11 wenn ich richtig gesehen habe, das
passt. Also fange ich nach nicht mal der Hälfte der Strecke an, meine
Position abzusichern, schalte schon einen Gang runter. Wir verlassen den
Wald, biegen in die Kreisstraße ein. Boah, der Asphalt scheint zu glühen,
die Sonne sticht. Am Ortseingang von Schupf wird mein Gegner vor mir
langsamer, ich gewinne Meter um Meter, ziehe vorbei, obwohl ihn ein ganzer
Tross von Radfahrern begleitet, vorhin sogar was zum Trinken reichte. Oh je,
Support vom Medic-Point auf ner 5km-Strecke. Doch offensichtlich mit einem
Motivationskick seiner Begleiter versehen, schießt Stefan wieder an mir
vorbei, ich lass ihn ziehen, er hats verdient.
fühlst du den rhythmus hier dann
tanz
lass die sorgen sorgen sein und tanz
beweg den booty schüttel alles was du hast
we gonna jam so come a dance* |
Die Ziellinie ist da und unversehens schiebt sich
noch ein kleiner Körper an mir vorbei. Im ersten Augenblick bin ich ein
wenig ärgerlich. Überholen auf der Ziellinie gehört sich nicht, beim
Landkreislauf gibt es normalerweise einen Zielkorridor, dort ist Überholen
verpönt.
Am Schlussanstieg, den Verfolger - jeden
Meter sparend - im Nacken
Doch was solls, vermutlich ist es sein einziger Lauf
in diesem Jahr, ihm deshalb wichtig. Ich gönne ihm also seinen Triumph,
drehe ab. (Am Ende hat unser Team mehr als 300 Punkte weniger auf dem Konto,
seine Aktion war nur für die Galerie)
wir wollen mehr frieden in den
städten mehr frieden auf den straßen
mehr friedvolle taten und nicht wertlose phrasen...
viel mehr menschen die sich lieben ohne den drang zu besiegen
übertrieben gesagt 'ne welt wo jeder jeden mag
zu jeder zeit an jedem ort an jedem tag* |
Ohne anzuhalten gehts zurück. Auslaufen tut gut,
außerdem muss ich zurück zum Auto. Während sich also die letzten Läufer
Richtung Schupf quälen, bin ich schon entgegenkommend. Yeah, ohne Kampf
läuft es sich wieder viel besser. Irgendwann bin ich dann alleine, rette
mich noch vor einem format- bzw. wegfüllenden Mähdrescher in die Büsche.
Viertel nach Zwei, ich bin zurück am Auto, 45 Minuten laufen, meine kürzeste
Einheit in diesem Jahr. Ein Pärchen hält neben mir, können nicht begreifen,
dass ich auch noch zurück gelaufen bin. Hey, es waren nur 5 km einfach und
mit Reggae im Blut ... kein Problem!
Viertel nach Zwei, ich steige ins Auto, drehe den
Zündschlüssel, der CD-Player startet: "who got the key to get out of this
body..."
Ach ja, morgen ist Fürthlauf, aber das ist wieder
eine ganz andere Geschichte!
Schön wars!
* aus: Culcha Candela "next generation" |